29. 1. 2023 Unsere Lehrer haben es schwer

Jeder „normale“ Staatsdiener muss im Land Brandenburg 40 Stunden pro Woche arbeiten. Nicht so die Lehrer, die gestaffelt von den Grundschulen bis zu den Gymnasien nur 27 bzw. 25 Unterrichtsstunden ableisten müssen, die dann sogar nur 45 Minuten andauern.
Das zuständige Ministerium wirbt um Nachwuchs mit den Zeilen: „Mit 27 Pflichtstunden/Woche an Grundschulen bzw. 25 Pflichtstunden/Woche an Oberschulen, Gesamtschulen, Gymnasien und beruflichen Schulen haben unsere Lehrkräfte ausreichend Zeit für die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts, Fortbildungen, Elterngespräche und schulische Konferenzen.“
Und dass die Pflichtstundenzahl für herausgehobene Funktionen wie Schulleiter, Fachbereichsleiter etc. oder für Lehrer ab einem bestimmten Lebens- resp. Dienstalter zusätzlich herabgesetzt ist, verschweigt man angelegentlich.

Für diese höchstens 27 Pflichtstunden à 45 Minuten werden Grundschullehrkräfte wie die Lehrkräfte mit Lehramtsbefähigungen für Sek I und Sek II sowie für Förderpädagogik mindestens nach der Besoldungsgruppe A 13 bezahlt. Das macht im Monat ohne die üblichen Beamten-Zulagen wie Ortszuschlag etc. ein Grundgehalt zwischen 4.587 Euro und 5.647 Euro je nach Dienstalter aus.

Hört man aber die zuständigen Gewerkschaften wie die GEW, gibt es kaum eine Berufsgruppe, die mehr belastet ist als die unserer Pädagogen.  Und so wetterte sie wieder einmal in einer konzertierten Aktion,  dass die Lehrer durch die Zustände an den Schulen, insbesondere durch die angeblich zu geringe Zahl der Lehrenden, überfordert seien und eigentlich am Hungertuch nagten.  Und unsere Zeitungen kolportieren das in die Öffentlichkeit – allerdings liest man doch in dem einen oder anderen Blatt  zum ersten Mal auch kritische Kommentare.

Auch beklagt die GEW für ihre ca. 280.000 Mitglieder, der Lehrkräftemangel sei dramatisch und ein Zeugnis systemischen Versagens. Das haben ihre Mitglieder aber weitgehend selbst verursacht, hat doch nahezu die Hälfte von ihnen von der Möglichkeit der Reduzierung der wöchentlichen Unterrichtsstunden Gebrauch gemacht. Denn es gibt keinen Lehrermangel! Ihre Zahl ist ausreichend, um allen Schülern einen jahrgangsadäquaten Unterricht zukommen zu lassen. 
Aber wenn fast die Hälfte der Lehrer Anträge auf Verkürzung der Arbeitszeitstellt, dann kann es nicht ausreichen!

Und genau dort liegt das Problem! Wenn den Schülern nicht die vorgesehene Zahl an Unterrichtstunden, egal in welchen Fächern, gewährleistet werden kann, dann darf solchen Anträgen von Seiten der Schulleitung resp. Schulbehörde nicht stattgegeben werden! Oder gehen die persönlichen Bedürfnisse der Lehrer der Pflichterfüllung vor?

Dennoch gibt es noch andere Lösungsmöglichkeiten! Deutschland hat ca. 800.000 Lehrer. Wenn die Wochenunterrichtsstunden um eine einzige erhöht würden, kann sich jeder ausrechnen, wie viele zusätzliche Unterrichtsstunden das erbrächte. Und mir, der ich selbst jahrelang auch als Lehrender tätig war, soll keiner erzählen, dass für jede Unterrichtsstunde mindestens eine Vorbereitungsstunde erforderlich sei. Spätestens beim zweiten oder dritten Mal der Wiederholung des Unterrichts-Stoffes reduziert sich die Vorbereitungszeit erheblich.

Bringen wir es auf den Punkt: Eine Versagung der Unterrichtsverkürzungen, von wenigen wirklich triftigen Gründen abgesehen, wäre schon eine deutliche Hilfe bei der Bekämpfung des angeblichen Lehrermangels, und mit der Erhöhung um eine einzige Pflicht-Stunde wären nahezu alle Probleme gelöst! Die Lehrerschaft hat es selbst in der Hand!