19. 12. 2022 Der Umsturzversuch der Reichsbürger unter Heinrich XIII. Prinz Reuß

Eigentlich sollte an dieser Stelle mit einem Kommentar zur Durchsuchungsaktion und Festnahme von 25 Reichsbürgern gewartet werden, bis durch Bundesanwaltschaft und Bundeskriminalamt „mehr Fleisch am Knochen“ auftaucht. Abe es kam und kommt nichts. War es nur heiße Luft oder gar ein Schuss in den Ofen?

Der Reihe nach: Es soll die „größte Durchsuchungsaktion der bundesdeutschen Geschichte“ gewesen sein, als am 7. 12. 2022 Bundesanwaltschaft und BKA gegen Heinrich XIII. Prinz Reuß und seine Reichsbürger vorgingen. 3000 Polizisten waren im Einsatz, und die Zahl der Journalisten, die der Aktion beiwohnten, war ebenfalls nennenswert. Wer die Fotos der Verhaftung des ominösen Prinzen betrachtete, wurde allerdings verunsichert: Konnte es eine fragwürdigere Inszenierung geben als diese kameratauglich arrangierte Verhaftung einer angeblich hochgefährlichen Gruppe?

Auch die bisher vermeldeten Waffenfunde lösen eher Zweifel aus. Wie immer vorschnell verkündete Innenministerin Faeser, die Ermittlungen ließen „in den Abgrund einer terroristischen Bedrohung aus dem Reichsbürgermilieu blicken“. BKA-Präsident Münch sekundierte: Es seien in immerhin 50 Objekten „auch Waffen gefunden worden von der Armbrust und Steinschleuder bis zu Pistolen und Langwaffen sowie Munition.“ 

Was das genau bedeutet, bleibt nebulös. Haben die Sicherheitsbehörden etwa König David (Steinschleuder) oder Wilhelm Tell (Armbrust) verhaftet sowie den Ahnensaal von Heinrich XIII. Prinz Reuß geplündert? Zählt eventuell sogar jeder alte Vorderlader in dieser Hinsicht zur Gattung der Langwaffen? Man kann nur mutmaßen. Alles, was man weiß, ist, dass für 23 der 25 Verhafteten inzwischen Untersuchungshaft angeordnet wurde und - so eine Meldung vom 09.12.2022, 13:10 Uhr –, dass den Obmännern des Innenausschusses des Bundestags der Fund von „zwei Langwaffen, einer Kurzwaffe sowie Schwertern und Armbrüsten, Schreckschuss- und Signalschusswaffen“ mitgeteilt worden sein soll. 

Und das leitet über zu dem bedenklichsten Punkt der Angelegenheit, an dem auch der satirische Rahmen zu verlassen ist: Das Bundeskriminalamt und ebenso die Bundesanwaltschaft sind Behörden, die in der Regel seriös, effektiv und rechtsstaatlich arbeiten. Aber auch sie sind gelegentlich eingebettet in politische Stimmungslagen. Dennoch muss der unbedarfte Bundesbürger zunächst davon ausgehen,  dass die erlassenen und von den Ermittlungsrichtern des Bundesgerichtshofs bekräftigten Haftbefehle gegen die Wirrköpfe um Prinz Reuß einen plausiblen Hintergrund haben. 

Aber warum erfährt die geneigte Öffentlichkeit nichts davon?