4. 12. 2022 Alice Schwarzer und das Gendern als Hobby der akademischen Jugend
Das war wahrlich nicht zu erwarten. Alice Schwarzer, unsere Frontfrau für die Förderung des Weiblichen in unserem Lande, hat mit dem Gendern ihre Probleme. In einem Gespräch mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) erinnerte sie daran, dass sie es war, die in den Siebzigern das kleine Wort ‚frau‘ eingeführt habe, und zwar mit einem „ironischen Zwinkern“. Nein, sie wollte damit nicht automatisch jedes ‚man‘ durch ‚frau‘ ersetzen, sondern nur einen Impuls geben und auch mal irritieren. Was hingegen „da jetzt passiert – mit all den Gendersternchen und Unterstrichen, das ist natürlich fern der Lebensrealität.“ Und dann kam es noch dicker: Das Gendern sei im Grunde ein „Hobby der akademischen Jugend“. Schwarzer ist überzeugt, viele Autorinnen und Autoren würden das selbst nicht verstehen. Gendern sei eine Sprache, „die das Leben verschleiert, es sind Codes unter Eingeweihten. So etwas ärgert mich, weil das die anderen ausschließt. Ich finde das elitär.“
Von Alice Schwarzer, die am 3. 12. 2022 ihren 80. Geburtstag gefeiert hat, also wenige Tage nach dem Verfasser dieser Zeilen, ist man derlei nicht gewöhnt. Allerdings darf man sich darüber freuen, dass auch Frau Schwarzer im reifen Alter vernünftig wird. Wie sagt der Volksmund doch gleich? „Alter schützt vor Klugheit nicht.“
Allerdings hat sie in einem Punkt unrecht: Die Genderei ist weniger eine Praxis der akademischen Jugend als eine solche der Möchtegern-Feministen, Frauen-Anbiederer und selbsternannten Sprachen-Modernisierer. Dass man solche vor allem in linken Sozio-Gruppen und –Parteien findet, sei hier der Vollständigkeit halber noch erwähnt.
Und die NZZ legt noch eins drauf: „Inbrünstiges Streben nach dem Guten“ sei, was uns gut macht, sagt Chefredakteur Eric Gujer in der NZZ. Die Sternchen seien lediglich eine Ersatzhandlung, sie enden in einer Euphemismus-Tretmühle. „Galt früher das Binnen-I als das Mittel der Wahl, um eine Identität auszudrücken, war es anschließend das Sternchen. Das wird gerade vom Doppelpunkt verdrängt. Im magischen Denken verliert jeder Zauber seine Wirkung, sobald die falschen Zeichen verwendet werden.“ Gendersprache sei nur Heuchelei, sie verschaffe allenfalls ein reines Gewissen. So aber verrate sich Symbolpolitik als „bequemer Ausweg, wenn sich die Verbesserung der Welt mühsamer anlässt als erhofft.“
Dem ist nichts hinzuzufügen!