22. 8. 2022 Gendern an Berliner Schulen unzulässig
Donnerwetter, damit war wahrlich nicht zu rechnen: Gendern habe an Schulen nichts zu suchen, weder in der Sprech- noch in der Schreibweise, stellte jetzt der rot-rot-grüne Berliner Senat klar. Die Schulen müssten sich an die Lehrpläne halten, damit ein normgerechter Spracherwerb und -gebrauch sichergestellt sei.
Das antwortete die Berliner Schulverwaltung unlängst auf eine Anfrage von CDU-Abgeordneten. Abweichende Regelungen wie die Verwendung von Binnen-Stern, Binnen-I oder anderen sprachlichen Genderformen würden nicht existieren. Entsprechend dürfe der Gebrauch der amtlichen Rechtschreibung auch nicht negativ bewertet werden.
Dem Senat lagen zwei Briefe von Eltern vor, in denen das Gendern an den Schulen ihrer Kinder kritisiert wird, außerdem bemängelte ein Schüler die Verwendung des Gendersternchens an seiner Schule. Der Senat geht davon aus, dass Lehrer im Unterricht die „allgemeinverbindlichen Vorgaben der deutschen Rechtschreibung“ verwenden. Für die Kommunikation mit Eltern und Kollegen sei diese Nutzung aber nicht geregelt, hier dürften Lehrer weiterhin gendern.
Natürlich gab es sofort Widerspruch: Die Linguistin Carolin Müller-Spitzer (Leibniz-Institut für Deutsche Sprache) sprach sich im Tagesspiegel für den Gebrauch von Genderzeichen an Schulen aus. Nur so würden Menschen einbezogen, die sich nicht mit dem Gegensatz zwischen männlich und weiblich identifizierten, so Müller-Spitzer. Geschlechtergerechte Sprache sei nicht falsch, so ihre Meinung, denn die aktuell gültigen Regeln deckten sie nicht ab. Darüber hinaus sei es sowieso sinnvoll, die „männerdominierte Sicht“ aufzulösen. Ausdrücke wie „Land unserer Väter“ oder „Brüderlichkeit“ sollten hinterfragt werden.
Aber warum nicht auch das Wort „Muttersprache“?
Man merkt die Absicht und ist verstimmt. (Goethe: Torquato Tasso)