4. 3. 2022 Russische Menschen – haftbar für Putins Politik?
Natürlich ist der russische Überfall auf die Ukraine durch nichts zu rechtfertigen. Dass da die deutsche Seele hochkocht und die Kriegsbilder aus der Ukraine kaum zu ertragen sind, ist nachvollziehbar.
Aber wir müssen klar unterscheiden zwischen den russischen Menschen, vor allem jenen, die in Deutschland leben, und den Entscheidern im Kreml. So darf man absolut kein Verständnis dafür haben, wenn die russisch-orthodoxe Kirche in Potsdam Drohschreiben erhält. Im Gegenteil, eigentlich sollte man davon ausgehen, dass alle christlichen Kirchen, auch die orthodoxe, gegen jedweden Krieg sind und deshalb der Unterstützung bedürfen.
Oder wenn russische Menschen in Deutschland verbal angegriffen werden. Selbst die Entlassung des russischen Dirigenten an der Münchener Philharmonie ist problematisch. Erwarten wir von ihm, der auch Objekt staatlicher russischer Fehlinformationen ist, dass er seinem Heimatland in den Rücken fällt? Wobei natürlich uns Außenstehenden nicht klar ist, ob er Kriegspropaganda gegen die Ukraine betrieben hat, Putin nicht kritisieren wollte oder einfach nur zu dem Konflikt geschwiegen hat.
Auch das Verbot der Teilnahme russischer oder belarussischer Behinderter bei den Paralympics in Peking ist mit einem großen Fragezeichen zu versehen, zumal auch andere Maßnahmen, z. B. die Teilnahme unter einer neutralen Flagge, gereicht hätten.
Bringen wir es auf den Punkt: Dass der russische Präsident Putin mit seiner Entourage einen Krieg mit vielen Toten auf beiden Seiten gegen die Ukraine vom Zaun gebrochen hat, ist nicht zu entschuldigen. Aber es ist auch nicht richtig, einzelne russische Menschen darunter leiden zu lassen oder sie gar anzugreifen, denn für ihre Staatsspitze, die schon längst keine demokratischen Wahlen oder eine faire Presseberichterstattung zulässt, sollten sie nicht zur Verantwortung gezogen werden.
Und wenn wir schon beim Sport sind, muss auch der finanziell gebeutelte Ruhrpott-Verein Schalke 04 erwähnt werden. Die haben sich vor Jahren, als unser SPD-Exkanzler Schröder dort anheuerte, mit Gazprom einen russischen Sponsor gesucht, da die Bundesliga – leider - ohne derartige finanzielle Unterstützer nicht mehr auskommt. Ob sie dessen finanzielles Sponsoring ersetzen können, darf bezweifelt werden.