15. 2. 2022 Die neue „Ritterin“ wider den tierischen Ernst

Die Aachener Karnevalsjecken haben gestern medienwirksam der Schauspielerin Iris Berben den Orden „Wider den tierischen Ernst“ verliehen. Genau genommen wurde gestern nur die Zusammenfassung der Verleihung in der ARD gezeigt, denn die war vorher drei Tage lang aufgezeichnet worden.

71 Jahre ist die Berben alt, und dabei immer noch so attraktiv, dass sich viele auch jüngere Frauen davon eine Scheibe abschneiden können. Aber auch andere attraktive Scheuspielerinnen gibt es zuhaut, und da darf man fragen, was denn die Berben gegenüber den anderen auszeichnet. In einer glänzenden Rede, besser Laudatio, versuchte Armin Laschet, der zuletzt mit dem Orden Geehrte, die Schauspielerin zu loben und dem Publikum zu erklären, warum die Wahl ausgerechnet auf sie gefallen sei. Alles klang sehr überzeugend, und man hätte es – zwar mit den in solchen Sachen üblichen Übertreibungen -  als glaubhaft hinnehmen können, wenn nicht die Berben diesen Eindruck in ihrer Dankesrede zunichte gemacht hätte.

Aber der Reihe nach! Neben den üblichen Rednern im Rheinischen Karneval, von denen nur Guido Kranz nicht seinen besten Tag erwischt hatte, ließ sich auch die Politik nicht lumpen, und mit SPD-Politiker Thomas Kuschaty (Quoten-Genosse?) und dem stellvertretenden NRW-Ministerpräsidenten Joachim Stamp (FDP) gingen zwei von ihnen in die Bütt. Stamp hatte sogar den Bläck Föss-Hit „Drink doch eene mit“ auf Pandemiezeiten umgetextet. Natürlich sind sie keine erfahrenen Büttenredner, aber was sie zustande brachten, könnte sich durchaus hören und sehen lassen.

Schade, dass dieser Abend mit der Rede der neuen Ordensträgerin als Höhepunkt einen schalen Beigeschmack hinterließ. Diese attraktive Frau, der nicht nur als Schauspielerin die Männer zu Füßen liegen, brachte zwar keine dem Anlass angemessene witzige Rede zustande, konnte sich aber als Hauptthema gar nicht oft genug darüber beklagen, dass nicht mehr Frauen in führenden Positionen an der Macht seien. Selbst der Präsident des Aachener Karnevalsvereins (AKV), der sie vorher geehrt hatte, konnte nur süßsauer darüber lächeln, als sie bedauerte, dass seine Position nicht von einer Frau wahrgenommen werde. Sollte das lustig sein, oder war es schlichtweg nur ungehörig? Nach 16 Jahren Angela Merkel an der Spitze der Bundesrepublik, nach mehreren Jahren mit Ursula von der Leyen an der Spitze der EU und mit Christine Lagarde an der Spitze der Europäischen Zentralbank klang dieses „Frauen an die Macht“ einfach nur peinlich. Hat Iris Berben in ihrer Film-Scheinwelt den Blick für die Realität verloren, oder war sie sich das als SPD-Genossin schuldig?

In diesen Corona-Zeiten, in denen auch der Karneval im ÖRR zurückstehen muss, hätte dieser Abend einen würdigeren Ausklang verdient.