1. 2. 2022 Amnesty International vergleicht Israel mit dem früheren Südafrika
Als Apartheid (wörtl. „Getrenntheit) wird eine geschichtliche Periode der staatlich festgelegten und organisierten Rassentrennung in Südafrika und Südwestafrika (damals Rhodesien) bezeichnet. Sie war vor allem durch die autoritäre, selbsterklärte Vorherrschaft der „Weißen“ aus Europa und den USA über alle anderen gekennzeichnet.
Ausgerechnet diese quasi rassistische Politik hat nun Amnesty International (AI) dem israelischen Staat vorgeworfen. Dem Staat, den wir Deutschen immer unterstützt haben als eine kleine Wiedergutmachung für das Unrecht, das wir unseren jüdischen Mitbürgern während des III. Reiches angetan haben.
In der Furcht, man könnte etwas Negatives über Israel sagen, haben wir mehr oder minder bewusst die Augen vor den inneren Zuständen dieses Landes verschlossen. Was Insider längst wussten und was auch wohlmeinende Diplomaten längst in ihre Heimatländer getickert hatten, wurde offen in der Presse nie ausgesprochen. Nämlich dass es dort eine weiße Oberschicht Europa- oder US-amerikanischer Juden den Ton angibt. Nicht die alten Juden in Palästina, die von ihren arabischen Mitbewohnern drangsaliert und erst später durch die französischen und britischen Kolonialherren geschützt wurden, sondern die in den frühen Jahren des vergangenen Jahrhunderts eingereisten Juden übernahmen die Vorherrschaft, nachdem sich vor 74 Jahren, am 14. Mai 1948, die britischen Streitkräfte aus Palästina zurückgezogen und David Ben Gurion die Unabhängigkeitserklärung Israels verlesen hatte.
Damit hatten die Juden endlich wieder einen eigenen Staat, und aus aller Welt zog es Menschen jüdischen Glaubens dorthin. Die Juden aus Europa und den Vereinigten Staaten kamen zu ihresgleichen, aber die Juden aus Osteuropa oder gar aus den arabischen Ländern waren von Anfang an Menschen zweiter Klasse. Auch mit den Orthodoxen tat man sich bezüglich der Gleichbehandlung schwer, zumal sie aus religiösen Gründen den Wehrdienst ablehnten (und noch heute nicht den zweieinhalb-jährigen Wehrdienst ableisten müssen). Aber auf der untersten Stufe in Israel stehen die Palästinenser soweit sie nicht anlässlich der arabisch-israelischen Kriege vertrieben worden sind.
Nun hat sich Amnesty International dazu geäußert und Israel mit Südafrika verglichen, als zu Zeiten der Herrschaft der Weißen die schwarzen Ureinwohner im vergangen Jahrhundert unterdrückt wurden. Aber AI ist nicht allein: Schon am 10. 11. 1975 hatten die Vereinten Nationen die UN-Resolution 3379 verabschiedet und darin den Zionismus als Form des Rassismus gebrandmarkt und Israel expressis verbis in eine Reihe mit dem Apartheidsystem in Südafrika gestellt. Allerdings wurde die Resolution nach dem Zusammenbruch des Ostblocks 1991 zurückgenommen.
Es gibt also Vergleichbares zwischen Israel und Südafrika. Wieviel das ist, darüber mögen sich die Kenner beider Länder austauschen. Aber die deutsche Presse und auch die Politik sind gut beraten, jetzt nicht über Amnesty International herzufallen, nichts Unwahres zu sagen oder zu schreiben und sich bei dieser Problematik zurückzuhalten. Sie könnten sonst erheblich an Glaubwürdigkeit verlieren.