27. 1. 2022 Die EZB treibt die Geldentwertung in die Höhe

An dieser Stelle ist schon oft über die schleichende Inflation und die Geldentwertung geschrieben worden, aber es scheint die Leser weniger zu interessieren. Offensichtlich wissen sie nicht, dass bei ihnen als Otto Normalverbraucher resp. Ottilie Normalverbraucherin der Wert ihrer Sparkonten genau um die Summe abnimmt, die die Inflationsrate ausmacht. Das umso mehr, als es auf der anderen Seite schon seit geraumer Zeit keine Guthabenzinsen mehr gibt!

Volkswirtschaftler und Finanzkundige wissen: Der Geldwert ist abhängig von der Geldmenge und der Umlaufgeschwindigkeit. Die Europäische Zentralbank (EZB) trägt das ihre dazu bei: Anstatt die galoppierende Inflation zu bekämpfen, flutet die EZB die Märkte weiter mit neuem Geld. EZB-Präsidentin Christine Lagarde wird damit zum Gesicht der neuen Inflation, ist sie doch zur größten Geldschöpferin der Geschichte geworden. Die Bilanzsumme der EZB hat inzwischen die verblüffende Marke von acht Billionen Euro geknackt. Im November 2021erreichte sie die Rekordsumme von 8,38 Billionen Euro.

Seit Beginn der Coronakrise ist sie in nur 23 Monaten um 3,6 Billionen Euro emporgeschnellt. Das heißt: Die EZB schafft unter Lagarde (sie ist jetzt genau zwei Jahre im Amt) jeden Monat 171 Milliarden Euro neues Geld, an jedem einzelnen Tag sind es 5,7 Milliarden zusätzlich. Was ist da der einzelne Euro noch wert, wenn es so viele davon gibt?

Ist es ein Wunder, dass Frau Lagarde immer mehr in die Kritik gerät? Das viele neue Geld löst nicht nur an den Aktien- und Immobilienmärkten einen wilden Spekulationsboom aus. Die Inflation erreicht inzwischen auch die Verbraucherpreise. Die deutsche Inflationsrate ist zum Ende des vergangenen Jahres mit mehr als 5 Prozent in den höchsten Stand seit 28 Jahren gestiegen.

Die Sparer sorgen sich, und der Unmut in der Bevölkerung über immer weiter steigende Preise wächst. Der Focus warnt, „Rentner und Sparer aufgepasst, die Inflation frisst Euer Geld", BILD wettert gegen den "Preis-Hammer" und die „Welt" sieht sogar den „Wohlstand der Deutschen in Gefahr".

Aus der deutschen Politik mehren sich kritische Stimmen an der EZB-Politik. Selbst in der diskreten deutschen Finanzbranche warnen reihenweise Vorstände vor der aggressiven Geldpolitik der EZB; genau aus diesem Grund ist zum Jahresende 2021 der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank Weidmann zurückgetreten. Olivier Blanchard, der Ex-Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF) spricht gar von einem Inflations-"Monster". Die immer neuen Billionen seien „einfach zu viel".

Die DZ Bank hat ausgerechnet, dass Lagardes Geldpolitik den deutschen Sparern einen Kaufkraftverlust bei den privaten Einlagen in Höhe von 116 Milliarden Euro bringen dürfte. Das seien rund 1.400 Euro pro Kopf, mahnt Michael Stappel, Chefvolkswirt der DZ Bank.

Doch Madame Lagarde steckt in einem Dilemma: Sie scheut Zinserhöhungen, die eigentlich zur Bekämpfung der Inflation notwendig wären, wie der Teufel das Weihwasser. Denn höhere Zinsen können sich weder die hoch verschuldeten Staaten leisten, noch sind sie gut für die gerade wieder anziehende Konjunktur in der Euro-Zone. Die Staatsschulden von Deutschland beispielsweise sind auf 2,3 Billionen Euro geklettert. Ein Zinsanstieg um einen Prozentpunkt würde den Schuldendienst um 23 Milliarden Euro pro Jahr verteuern, eine Summe, die für Bund, Länder und Kommunen nicht mehr zur Verfügung stände.

Dann schon lieber mit klammheimlicher Zustimmung der Regierungen den „kleinen“ Sparer belasten!