22. 1. 2022 Rassismus – Die Welt wird immer verrückter

Natürlich hat sich der Verfasser dieser Zeilen im übertragenen Sinn an die Stirn getippt, als unsere Stadt Potsdam beim Sinterklaas-Fest im Holländischen Viertel darauf drang, dass der „Zwaarte Piet“, der schwarze Begleiter des St. Nikolaus, nicht mehr schwarz angemalt werden durfte. Das sei Rassismus in seiner negativsten Form!
 
Damals noch als bedauernswerter Einzelfall eines Wirrkopfes aus Potsdam abgetan, treibt dieser Unsinn mittlerweile in Kunst und Kultur Blüten. So war der Tenor Jonas Kaufmann, einer der besten Tenöre der Welt, in Neapel am Theatro San Carlo engagiert, um dort in Verdis Othello die Hauptrolle zu singen, nämlich den Mohren von Venedig. Die Verdi´sche Opernfassung geht auf ein Drama von Shakespeare zurück, das den Originaltitel „Othello, the Moore of Venice“ trägt und von einem schwarzhäutigen venezianischen Feldherrn handelt, der aus übertriebener Eifersucht erst seine Ehefrau und dann sich selbst tötet. Ein wahrer Stoff für die Bühne! Aber heute nicht mehr, denn ein Mohr auf der Bühne ist rassistisch, wenn er auf der Bühne von einem Europäer dargestellt wird. Also wurde Kaufmann nicht als Mohr geschminkt, und der Mohr von Venedig war plötzlich ein Weißer.
 
Wie bigott diese Denkweise ist, kann man daran erkennen, dass die schwarzen Operndiven Jessye Norman. Grace Bumbry oder Leontyne Price ihrerseits bedenkenlos die Desdemona, Othellos weiße Ehefrau, oder andere Rollen von europäischen Figuren singen durften und damit der Opernwelt mit ihren Ausnahmestimmen einen berauschenden Musik-Genuss bescherten.
 
Noch krasser wird es bei der Puccinis Oper „Turandot“, die bekanntlich in China spielt. Hier gibt es drei Bühnenrollen mit Ping, Pang und Pong, die in der eigentlich tragischen Oper ein komisches Trio bilden. Aber das „Komitee für Gleichheit, Diversität und Inklusion“ an der Oper in Toronto nahm daran Anstoß, und aus den drei chinesischen Ministern wurden Jim, Bob und Bill. Unglaublich!

Selbst vor Tschaikowskis Ballett „Der Nussknacker“ machte man nicht Halt, Zwar ist dieses Ballett mit seiner herrlichen Musik eine weihnachtliche Freude rund um den Globus (auch in Potsdam!) und erfreut sich ungeteilter Beliebtheit, doch im zweiten Akt treten zwei Kinder auf, die in der Bühnenillusion afrikanische Kinder darstellen sollen, aber nicht mehr schwarz geschminkt werden dürfen. Dieses postkoloniale Erbe wurde in Berlin, in London und in Edinburgh „entschärft“. Und auch die anderen Figuren im zweiten Akt mit ihren spanischen, orientalischen und chinesischen Tänzen müssen ums Überleben kämpfen. Friedlich zeigen sie ihre charakteristische Art zu tanzen, zu schmausen und zu trinken, aber sie als Orientalen, Haremsdamen oder Chinesinnen darzustellen, geht in unserer Zeit gar nicht mehr!

Wann merken die Gutmenschen, dass sie längst die Grenze des Erträglichen überschritten haben?