3. 1. 2022 Neues Jahr, alte Probleme - die Inflation

Machen wir die Inflation an einem Beispiel deutlich. Die Deutschen haben mit Ablauf des Jahres 2021 ein Geldvermögen in Höhe von 7,7 Billionen Euro, eine Summe, die sich entweder auf dem Konto bei einer Bank resp. Sparkasse oder bar zuhause im Sparstrumpf befindet.  Wenn die Inflation in diesem Jahr ein einziges Prozent betrüge, verlöre das Geld eine Kaufkraft von 77 Mrd. Euro, schlimm genug! Bei einer aktuellen Inflation von mehr als fünf Prozent verliert es den fünffachen Wert, also 385 Mrd. Euro.  Das ist ungefähr so viel wie der gesamte Haushalt der Bundesrepublik Deutschland.

Es ist somit im Sinne der Sparer, dass die Inflationsrate so niedrig wie möglich ist, um den Verlust des gesparten Geldes in Grenzen zu halten. Insofern ist schon die erklärte Absicht der Europäischen Zentralbank, die Inflationsrate bei zwei Prozent zu halten, eine Geldpolitik zu Ungunsten der Sparer.

Nun zur anderen Seite:
Die deutschen öffentlichen Haushalte (Bund, Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände sowie Sozialversicherung einschließlich aller Extrahaushalte) waren zum Ende des 1. Halbjahres 2021 lt. Statistischem Bundesamt mit 2, 25 Billionen Euro verschuldet. Neuere Zahlen liegen noch nicht vor. Dafür muss die öffentliche Hand natürlich Zinsen zahlen, die bei der Bonität des Staates als Schuldner und in dieser Niedrigzinsphase deutlich unter einem Prozent liegen dürften.

Erhöht allerdings die Europäische Zentralbank den Leitzins nur um ein einziges Prozent, werden 22,5 Mrd. Euro pro Jahr für unseren Staat und damit für uns alle an Zinsen fällig. Kein Wunder, dass Deutschland nicht wirklich ein Interesse daran hat, die EZB zu einer Zinserhöhung und damit zu einem Gegensteuern bei der Inflation zu veranlassen. Und die anderen, noch viel höher verschuldeten Euro-Länder haben noch weniger Interesse daran!

Somit stehen sich die Interessen von Otto Normalverbraucher auf Geldstabilität (siehe oben) und die Interessen der Euro-Staaten auf Zinsersparnis (siehe unten), diametral gegenüber.

Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es?

Erstens: Wir finden uns auf Dauer damit ab, dass wir eine höhere Geldentwertung haben, die zu Lasten der Bürger und ihrer Sparguthaben geht – mit der Konsequenz, dass es sich nicht mehr lohnt zu sparen und dass wir unser Erspartes „auf den Kopf hauen“ sollten, womit wir allerdings wieder die Geldentwertung verstärken.

Zweitens: Unser Staat fährt einen stringenten Kurs des Sparens, zahlt die aufgenommenen Schulden so schnell wie möglich zurück und hält damit seine finanzielle Belastung bei einer Erhöhung der Leitzinsen in Grenzen. Aber da dürften diverse Fraktionen im Bundestag sowie die anderen Euro-Staaten nicht mitmachen!

Drittens: Deutschland führt die D-Mark wieder ein, löst sich damit von der EZB und den anderen Euro-Staaten und macht zusammen mit der Bundesbank wie früher eine eigene Geld- und Finanzpolitik. Aber auch damit kommen wir an einer energischen Schuldenbremse nicht vorbei!

Bleibt zu hoffen, dass wir genug Fachleute bei der Bundesbank und in den Finanzministerien von Bund und Ländern sowie vor allem in der Politik haben, um eine Lösung bei dieser Quadratur des Kreises zu finden.

Wie auch immer, die Inflation trifft vor allem den „kleinen Mann“ (m/w/d). Schauen wir  ´mal, ob und wie die SPD-geführte Bundesregierung das Problem löst!