17. 8. 2021 Afghanistan, jetzt fängt die Schuldzuweisung an
Die Opposition, aber auch die Presse, schießt sich wegen des überstürzten Abzugs der deutschen Truppen aus Afghanistan auf Bundesaußenminister Maas und die Verteidigungsministerin AKK ein.
Zugegeben, beide waren nicht die hellsten Kerzen auf der Regierungstorte und oft mit ihren Aufgaben überfordert. Bei Maas wusste man es schon vorher, als er noch Justizminister war, bei AKK hätte man nach der Entsorgung von Ursula von der Leyen nach Brüssel nicht wieder eine inkompetente Frau nehmen dürfen. Aber die tatsächliche Schuld am Afghanistan-Desaster tragen beide nicht, zumal sie erst in der Endphase des 20-jährigen Krieges am Hindukusch mit ihren Ministerämtern betraut worden sind.
Erinnern Sie sich einmal an Osama bin Laden, geboren vermutlich zwischen März 1957 und Febr. 1958 in der saudischen Hauptstadt Riad, erschossen von US-Soldaten am 2. 5. 2011 in Abbottabad in Pakistan. Der war ein saudi-arabischer, seit 1994 staatenloser Terrorist und Gründer der Terror-Gruppe Al Qaida, der eine Vielzahl von Terroranschlägen und zuletzt den Angriff auf die Doppeltürme des World-Trade-Centers mit mehr als 5000 Toten angeordnet hatte. Dass da die deutsche Bundesregierung an der Seite der USA in Afghanistan einmarschierte, dort gemeinsam die regierenden Taliban entmachtete und die Al Qaida vertrieb, ist nachvollziehbar.
Aber dann kamen die Theoretiker, die von Afghanistan, seiner Kultur, seiner Geschichte und auch seiner Stammesstruktur wenig bis keine Ahnung hatten. Sie verfolgten die Idee, diesen Menschen die Demokratie aufzuoktroyieren. Dabei wurden sie von einigen wenigen Gebildeten des Landes unterstützt, merkten aber in ihrem Eifer gar nicht, dass sie an der Mehrheit der dortigen Menschen vorbei agierten. Aus vergleichbaren Vorfällen im Nahen Osten anlässlich des „arabischen Frühlings“ hatten sie und ihresgleichen offensichtlich nichts gelernt.
In Europa und in anderen Ländern ist die Demokratie trotz aller Mängel eine vernünftige Staatsform, haben sich doch die Verhältnisse in den letzten 2.000 Jahren gewandelt. Aber auch wir haben schlimme Zeiten erlebt, wenn man nur an die unzähligen Kriege in diesen Jahrhunderten, vor allem die Glaubenskriege und die Genozide, zurückdenkt. Übrigens, der letzte Genozid an den Armeniern liegt gerade 100 Jahre zurück, und die Glaubenskriege in Nordirland bzw. im zerfallenden Jugoslawien sind noch wesentlich jünger.
Und jetzt schauen wir einmal auf die islamischen Länder: Das Jahr 622 mit der Auswanderung („Hidschra“) Mohammeds von Mekka nach Medina gilt als zentraler Wendepunkt der islamischen Geschichte und damit als Beginn der islamischen Zeitrechnung. Der Islam wird also im kommenden Jahr 1.500 Jahre alt.
Wie war das mit unserer christlichen Vergangenheit, als diese gerade mal 1.500 Jahre alt war, also im Jahre 1500? Die Buchdruckerkunst war kurz vorher Mitte des 15. Jahrhunderts von Johannes Gutenberg erfunden und Amerika acht Jahren vorher entdeckt worden. Kaiser, Könige und Fürsten hatten in Europa das Sagen, und Hexenverbrennungen, Frondienst und Leibeigenschaft waren an der Tagesordnung. Und mit den 95 Thesen an der Schlosskirche zu Wittenberg 17 Jahre später begann die Spaltung der Kirche, die im 30-jährigen Krieg ihren unrühmlichen Höhepunkt fand. Damals wäre auch bei uns eine Demokratie völlig unmöglich gewesen – und bei den oft ungebildeten Angehörigen des islamischen Glaubens mit den Familienbindungen und Clans, den menschenunwürdigen Strafen, der Stellung der Frau in der Gesellschaft usw. soll das klappen?
Das war der entscheidende Fehler: Man kann einem Volk keine Demokratie überstülpen, wenn die Voraussetzungen noch (!) nicht vorhanden sind und es sie mehrheitlich nicht will. Die Demokratie ist eben nicht die optimale Staatsform für alle Länder und Völker! Dafür müssen sie erst einen gewissen Reifeprozess durchlaufen.