1. 5. 2021 Immer noch die Genderei

Sprachwissenschaftler stehen heute hilflos vor dem Scherbenhaufen einer einst reichen und ausdrucksstarken Sprache der Dichter und Denker. Der Duden als  Instanz für eine gebildete Sprache hat ausgedient, sind doch neben dem unerträglichen Denglisch mittlerweile Wörter in ihm aufgetaucht, die - künstlich feminisiert wie „Gästin“ oder „Menschin“  -  nicht nur jedem Germanisten, sondern auch Otto Normalverbraucher die Haare zu Berge stehen lassen.

Gleichermaßen befremden das „Sprechpausen-Gendersternchen“ in den aktuellen Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks oder die mitgesprochenen großen „I“. Irgendwie tut man dem weiblichen Geschlecht Unrecht, wenn man hört, wie 1933 die Faschist*innen die Macht ergriffen oder SoldatInnen in aller Welt viel Unheil angerichtet haben.

Ja, Sprache entwickelt sich permanent weiter. Aber Sprache, die verordnet wird, egal ob von Redaktionsleitungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, Stadtverwaltungen oder Universitäten, trägt per se Züge des Totalitären, weil sie das Denken manipulieren will, was auch mehr oder minder offen zugegeben wird. Das gilt auch für die Journalisten (m/w/d), die ohne Anordnung von „oben“ im vorauseilenden Gehorsam dergleichen Unsinn von sich geben.

Heiligt der Zweck die Mittel? Wenn der Zweck – wie vielfach behauptet – darin läge, die Gleichberechtigung aller biologischen Geschlechter zu fördern und gleichermaßen wertzuschätzen, bleibt die Realität den Beweis schuldig, dass dies durch Manipulation der Sprache gelänge. So wurde berichtet, dass eine der Sprachen, die traditionell am meisten „gendert“, das Arabische sei, was aber der Rolle der Frau in der arabischen Welt nicht unbedingt förderlich gewesen zu sein scheint.

Die deutsche Sprache unterscheidet ein grammatisches und ein biologisches Geschlecht. Demnach ist ein Kater immer auch eine Katze und eine Hündin immer auch ein Hund, genau wie eine Bürgerin auch ein Bürger ist und eine Schülerin ein Schüler.

„Studierende“ sind Menschen im Stadium des Studierens, wie „Singende“ Menschen sind, die gerade singen. Aber ein schlafender Student kann nicht „Studierender“ sein, weil er während des Schlafes nicht studieren kann, selbst wenn er von der Uni oder einer Mitstudentin träumt.

Und wenn man schon derartigen Unsinn verzapft, sollte man auch an die richtigen Zeiten denken. Hier ein Anhalt:

Präsens                            Studierende                             

Präteritum                        Studierte                                        

Perfekt                              Studierthabende                           

Plusquamperfekt             Studierthattende                          

Futur I                               Studierenwerdende

Futur II                              Studierthabenwerdende

Wenn neuere Gesetzestexte und Verordnungen von „Fahrradfahrenden“ und „Zufußgehenden“ sprechen, ist das im harmloseren Fall albern und deutet darauf hin, dass die zuständigen Minister und Abgeordneten entweder keinen Schulabschluss haben oder im Deutschunterricht durch Abwesenheit geglänzt hatten. Ernster betrachtet, erinnert es leider an „Neusprech“ in Georg Orwells „1984“.

So bleibt der geneigte Potsdamer Leser verwirrt. Sind seine Nachbarn nun Potsdamer und Potsdamerinnen oder Potsdamende?