18. 4. 2021 Luther in Worms – vor genau 500 Jahren

Im Januar 1521 war Martin Luther vom Medici-Papst Leo X. exkommuniziert worden, hatte er doch vorher den Ablasshandel und andere Entgleisungen der christlichen Kirche öffentlich angeprangert. Dem Kirchenbann schloss sich – wie damals üblich - die Reichsacht an. Sie war eine so gravierende Strafe, dass die Wahlkapitulation, die Karl V. unterzeichnen musste, um deutscher König und Kaiser werden zu können, eine eigene Bestimmung zum Achtverfahren enthielt: Niemand dürfe „unverhort", also ohne rechtliches Gehör, geächtet werden. Luther war also vorher anzuhören.

Das geschah am 17. und 18. 4. 1521 beim Reichstag zu Worms, dem ersten Reichstag des neuen Kaisers Karl V.  Er fand vom 27. Januar 1521 bis zum 26. Mai 1521 in Worms statt, nachdem Karl V., in dessen Land die Sonne niemals unterging, wenige Wochen zuvor am 23. Oktober 1520 im Aachener Dom durch den Kölner Erzbischof  Hermann von Wied gekrönt worden war

Hier muss ergänzt werden, dass der Fall Luther nur als eine recht unbedeutende Nebensache des Reichstags geplant war, bei dem man mit 80 Fürsten und 130 Grafen die Probleme des Reiches diskutieren und lösen wollte. Ging es doch vor allem um die Ausrichtung des Reiches unter dem neuen Kaiser, von den Steuern über die Waffenpflicht bis zur Polizei. Auch Botschafter ausländischer Könige und Herren nahmen teil. Sie alle hatten ihr Gefolge dabei: Räte, Geistliche, Ritter, Knechte, Diener. Es sollen sich mehr als 10.000 Gäste in Worms (damals 7.000 Einwohner) aufgehalten haben.

Luther war für den 17. 4. 1521 geladen. Statt einer Diskussion, die sich Luther gewünscht hatte, wurde er vom Kaiser lediglich kühl gefragt, ob er seine Thesen widerrufen wolle. Enttäuscht bat sich Luther Bedenkzeit bis zum nächsten Tag aus, die er auch erhielt, und hielt dann am 18. 4. 1521 eine mitreißende – wie Zeitgenossen sagten - Rede und schloss sie mit den Worten: „ Ich kann und will nicht widerrufen, weil gegen das Gewissen zu handeln beschwerlich, unheilsam [also fürs Seelenheil bedrohlich] und gefährlich ist. Gott helfe mir! Amen." (Später wurde daraus gemacht: „Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen“) Deshalb darf man auch den Wormser Reichstag als Gründungstag der evangelischen Kirche bezeichnen, obwohl viele den Tag als Beginn ansehen, an dem Luther die 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen haben soll (31. Oktober 1517).

Nach dem Ende des Reichstages, also nach dem 26. Mai 1521, sprach Karl V. die Reichsacht gegen Luther aus. Während der Tagung hätte er das wohl nicht durchsetzen können, fand Luther doch in weiten Teilen die Unterstützung der anwesenden Fürsten. Dass er sie auch noch drei Wochen rückdatierte, spricht nicht gerade für die Lauterkeit seiner kaiserlichen Hoheit.

Aber unter dem Strich haben beide Kontrahenten ihr Ziel nicht erreicht: Luther wollte eine Erneuerung der Kirche, keine Spaltung, und Karl V. wollte die Einheit der Kirche erhalten. Wie die Geschichte gezeigt hat, kam es doch zur Spaltung in eine evangelische und eine katholische Kirche, die bis heute nicht die Kraft zur Wiedervereinigung gefunden haben.