23. 3. 2021 Afghanistan und die europäische Überheblichkeit
Vor fast 20 Jahren, am 11. 9. 2001, kam es in New York zum bisher verheerendsten Terroranschlag, bei dem neben den Insassen der entführten Flugzeuge und den Tätern annähernd 3.000 Menschen in den beiden World-Trade-Centern und auf dem Flug zum Pentagon ihr Leben verloren. Dahinter steckten Osama bin Laden und die Taliban in Afghanistan.
Nicht zuletzt aus Angst vor weiteren Terroranschlägen dieser Dimension beschlossen die USA und die mit ihnen verbündeten Staaten, darunter Deutschland, diesem Spuk ein Ende zu bereiten und marschierten in das asiatische Land ein.
Zur Zeit findet eine Tagung der NATO statt, in der auch über Afghanistan und den Truppenabzug beraten wird. Nach ca. 20 Jahren Krieg und ca. 30 toten Soldaten sind wir kriegsmüde, haben nie die Menschen und ihr Land verstanden und wollen so schnell wie möglich, aber unter Gesichtswahrung, das Land verlassen.
Was lehrt uns dieses Desaster? Dort wie in anderen Ländern der Dritten Welt glaubten die Regierungen des Westens, mit freien Wahlen und Demokratie nach unserem Vorbild sowie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit die dort lebenden Menschen zu beglücken und Frieden schaffen zu können.
Ein schlimmer Trugschluss, wie die Ereignisse in Libyen, Irak, Syrien, und anderen vergleichbaren Ländern zeigen. Dort gab bzw. gibt es Monarchien oder Diktaturen, in deren Machtstrukturen die Clans des Landes eingebunden sind. So stellen die großen Familien des Landes zum Beispiel in Jordanien je einen Minister und bestimmen so die Grundzüge der Politik und damit ihres Heimatlandes mit. Im Libanon sind es die unterschiedlichen Religionsgemeinschaften, die den Ministerpräsidenten, den Staatspräsidenten und den Parlamentspräsidenten stellen, so dass auch die wesentlichen Religionen eingebunden sind. Zugegeben, es sind keine lupenreinen Demokratien, aber sie haben eine Herrschaftsform, die offensichtlich den Zuständen in ihrem Lande (Bildung, Stellung der Familie und der Frau, Historie, Religion etc.) entspricht.
Und trotzdem erheben wir uns über diese Staaten und halten unsere demokratische Staatsform für die einzig richtige.
Nicht nur das, wir Deutschen drängen ihnen auch angeblich fairen Welthandel und das Verbot von Kinderarbeit etc. auf, wollen dabei aber nicht wahrhaben, dass die Kinder oftmals die Ernährer ihrer gesamten Familie sind. So soll unser Lieferkettengesetz die deutschen Unternehmen verpflichten, die im Ausland beschafften Vorleistungsgüter oder Fertigerzeugnisse in allen Phasen der Lieferkette auf etwaige umweltschädigende oder gegen die Arbeitsbedingungen verstoßende Produktionsverfahren zurückzuverfolgen. Wir kümmern uns also um Kinderarbeit, Ausbeutung, Diskriminierung, fehlende Arbeitsrechte und Umweltzerstörung wie illegale Abholzung, Pestizid-Ausstoß, Wasser- und Luftverschmutzung.
„Am deutschen Wesen mag die Welt genesen“ ließ schon 1861 Emanuel Geibel in seinem Gedicht wissen. Allerdings meinte er damals den Zusammenschluss der deutschen Länder zu einem geeinten Deutschen Reich.
Und was machen unsere heutigen Gutmenschen daraus?