8. 3. 2021 Kanzlerin Merkel zum Weltfrauentag

Ein Ritual: zum Weltfrauentag äußern sich viele Politiker. Allen Reden ist gemein, dass die Frauen immer noch benachteiligt seien und dass man das ändern müsse.

Kanzlerin Merkel vorneweg. In ihrer Ansprache zum Weltfrauentag beklagt sie; die Frauen seien in den Führungsetagen bei Politik, Wirtschaft und Gesellschaft unterrepräsentiert, die Gleichberechtigung müsse verbessert werden, es müsse eine echte Gleichstellung geben und – zusammengefasst – „wir brauchen mehr Parität“!

Schauen wir uns das einmal genauer an. Sind die Frauen in der Politik unterrepräsentiert? Ja, sie stellen bei den Parteimitgliedern, Parteifunktionären und Abgeordneten nur die Minderheit.  Und warum? Weil die Politik einen äußerst schlechten Ruf hat und sich viele Frauen zu schade sind, ihren guten Ruf aufs Spiel zu setzen. Die Unterrepräsentanz spricht also eher für die Frauen. Wie dichtete schon Goethe in seinem Faust: „Politisch Lied, ein garstig Lied“.

Aber sie sind trotzdem nicht – wie Merkel beklagt – in den Führungsetagen unterrepräsentiert. Dort stellen sie mit mindestens einer Person den Co-Vorsitzenden, bei den Grünen sogar beide.

Sind die Frauen in der Gesellschaft unterrepräsentiert? Das muss gerade die Kanzlerin sagen, die als Frau seit 16 Jahren in unserer Republik an der Spitze der Regierung steht. Passt ihr dabei nicht, dass ihr Stellvertreter ein Mann ist? Oder dass der Bundespräsident ebenfalls männlichen Geschlechts ist? Warum spricht sie nicht die EU an, an deren Spitze Frau v.d.Leyen steht und deren zweitwichtigstes Amt, der Vorsitz in der Europäischen Zentralbank, von Madame Lagarde wahrgenommen wird? Bringen wir es auf den Punkt: Unsere Republik wird von Frauen dominiert, aber man darf nicht glauben, sie sei dadurch einen Deut besser geworden!

Bleibt der dritte Bereich, die Wirtschaft. Ja, in ihr sind die Frauen – noch – nicht in gleichem Maße in den Führungsetagen vertreten wie die Männer. Das liegt aber zum größten Teil daran, dass unsere weiblichen Studenten vor zwanzig bis dreißig Jahren überwiegend Medizin, Pädagogik, Psychologie und ähnliche Fächer studiert haben. In den Fächern, die für die Führungsetagen der Wirtschaft wichtig sind, z. B. Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft oder technische Studiengänge, waren sie gar nicht oder nur mit einer deutlichen Minderheit vertreten. Das heißt, wenn man heute für die Besetzung von Führungsposten neben dem theoretischen Wissen auch Erfahrung fordert, sind die Frauen im Durchschnitt noch nicht so weit. Aber das wird sich bald ändern!

Wenn die Kanzlerin dann noch fordert, es müsse eine echte Gleichstellung geben, dann richtet sie diesen Anspruch doch wohl an sich selbst und ihre Kanzlermehrheit im Bundestag. Wo, wenn nicht dort, können die Weichen gestellt werden? Aber man darf die Frage stellen, ob denn wirklich auf dieser Ebene noch etwas zu verbessern ist.

Bleibt zum Schluss ihre Forderung nach mehr Parität. Was auch immer sie darunter versteht, die Verfassungsgerichte haben dem einen Riegel vorgeschoben, indem sie die sogenannten Parité-Gesetze gekippt haben. Frau Merkel sollte sich ´mal von ihren Juristen erklären lassen, warum die Richter so und nicht anders entschieden haben.

Bringen wir es auf den Punkt: Unsere erste Frau im Staat hat viel Luft um die Ecke geschaufelt. Inhaltlich hielt ihre Rede der Überprüfung nicht stand! Das verbindet sie mit vielen anderen Politikern (m/w/d), die sich ebenfalls mit wichtigen Gesichtern, sorgenvoller Miene und Beifall-heischend zum Weltfrauentag geäußert haben.