19. 2. 2021 Daimler machte im Corona-Jahr deutliche Gewinne

Können Sie sich noch an den sympathisch und gemütlich dreinblickenden Schweizer Josef Ackermann erinnern, der seinerzeit Chef der Deutschen Bank war? Der, der bei Kanzler Schröder und den einschlägigen Ministern ein- und ausging, bis er nach dem Mannesmann-Skandal und anderen Machenschaften nicht mehr zu halten war? Das Sinken seines Sterns begann, als er im Frühjahr 2005 ein neues Rekordergebnis der Deutschen Bank vorlegte und gleichzeitig den Abbau von über 6.000 Arbeitsplätzen ankündigte.  

Ob es dem Daimler-Chef Ola Källenius ebenso ergeht? Gestern Morgen hat er Geschäftszahlen vorgelegt, die sich sehen lassen können. Trotz Pandemie erzielten die Stuttgarter 2020 unter dem Strich einen Gewinn von vier Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von 48 Prozent. Der Umsatz brach dagegen um gut ein Zehntel auf 154 Milliarden Euro ein. Und er kündigte – wie seinerzeit Ackermann - an, 20.000 Stellen weltweit abbauen und sich gar von ganzen Fabriken trennen zu wollen.

Unter dem Strich liefert Daimler im Corona-Jahr ein starkes Ergebnis ab. Deshalb will Ola Källenius, ein Schwede, der seit vielen Jahren bei Daimler arbeitet, die Dividende von 90 Cent auf 1,35 Euro pro Aktie anzuheben, also um 50 Prozent.  Da mehr als eine Milliarde Aktien im Umlauf sind, wird Daimler gut 1,4 Milliarden Euro an seine Aktionäre ausschütten. Kein Wunder, dass die Daimler-Aktie zum Handelsstart gestern um 2,5 Prozent zulegte.

Schauen wir uns die Aktionäre von Daimler einmal an. Zu den größten Anteilseignern zählen der Staatsfonds von Kuwait (seit 1974), Renault-Nissan (mit einer Überkreuzbeteiligung seit 2010) und der chinesische Investor Li Shufu, der als größter Einzelaktionär bei Daimler bezeichnet wird. Im Juli 2019 hat sich die chinesische BAIC Group mit 5 Prozent der Stimmrechte an Daimler beteiligt. Zusammengefasst halten Deutsche 33,1 Prozent der Aktienanteile, Europäer (außer Deutschen) 27 %, Amerikaner (USA) 13.2 Prozent, Kuweitis 6,8 %, Asiaten 16,6 Prozent und „Sonstige“ 3,9 Prozent.

Die Dividende fließen also zu rund zwei Dritteln ins Ausland. Und wie hat Daimler die Gewinne erwirtschaftet, um den überwiegend ausländischen Anteilseignern eine um 50 % höhere Dividende auszahlen zu können?

Im Jahre 2020 wurde aus dem deutschen Steuersäckel das Kurzarbeitergeld eingeführt und sicherlich auch an Daimler gezahlt. Zu Lasten des deutschen Steuerzahlers wurde auch die Mehrwertsteuer von 19 auf 16 Prozent gesenkt, eine Reduzierung, die sich bei den hochpreisigen Daimler-Autos für Schnell-Entschlossene gelohnt hat. Leider sind keine Summen öffentlich geworden. Hier darf man nur spekulieren, wenn trotz einbrechender Verkaufszahlen die Gewinne steigen.

Vielleicht liegt es am Free Cashflow im Industriegeschäft (frei verfügbares Geld des Unternehmens zur Zahlung von Dividenden oder Rückkauf von Aktien pp.), bei dem Daimler glänzen konnte. Dieser schoss um mehr als 500 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro in die Höhe. Im Vorjahr wurde der Wert noch durch Milliardenaufwendungen im Dieselskandal geschmälert.

Bringen wir es auf den Punkt: Die Staatsknete hat einen großen Teil dazu beigetragen, dass die Dividende in dieser Höhe ausgeschüttet werden konnten. Und das noch zu zwei Dritteln an ausländische Eigner!

 

Wie eingangs bei Ackermann gibt es auch bei Daimler-Chef Källenius keinerlei Fingerspitzengefühl, wenn man zugleich zur exorbitanten Dividenden-Erhöhung 20.000 Arbeitern den Job nimmt!