23. 9. 2020 Die Vereinten Nationen haben 75. Geburtstag

Der Völkerbund in Genf, der am 10. Januar 1920 nach dem 1. Weltkrieg zur Verhinderung weiterer Kriege gegründet worden war, konnte seiner Aufgabe nicht gerecht werden, wie der Ausbruch des 2. Weltkrieges nur 25 Jahre später zeigte. Nach dessen Ende wurde er am 18. 4. 1946 aufgelöst, zumal bereits am 26. 6. 1945 die Vereinten Nationen in New York gegründet worden waren.   

Heute, 75 Jahre oder ein Dreivierteljahrhundert später, gehören der UNO 193 Staaten an. Die UNO „lebt“ also schon dreimal so lange wie der Völkerbund, aber nach Feiern ist trotzdem niemandem in diesen Corona-Zeiten zumute.
Übrigens: Die wenigsten der UNO-Mitgliedsstaaten können als demokratisch bezeichnet werden, und das bevölkerungsreichste Land der Erde, nämlich China, ist eine knallharte Diktatur mit Expansionsdrang über das gesamte Chinesische Meer (der vermuteten Bodenschätze wegen) und natürlich bis nach Taiwan.  

Nun könnte man meinen, mindestens in der Weltgesundheitsorganisation (WHO) der UNO ständen alle Staaten zusammen, denn man habe gerade in Corona-Zeiten viel zu tun, um die Pandemie mit vereinten Kräften einzudämmen. Tatsächlich kommt von dort, sieht man von statistischen Angaben ab, wenig bis nichts zur Bekämpfung der Pandemie.

Die Weltbank ist nahezu zeitgleich mit der UNO gegründet worden (27. Dezember 1945) und ist formell ebenfalls eine UN-Sonderorganisation. Ihr Ziel war, den Wiederaufbau der durch den 2. Weltkrieg zerstörten Staaten zu finanzieren. Mittlerweile sind 189 Staaten Mitglied der Weltbank-Gruppe, und Deutschland hat nach den USA, Japan und China den viertgrößten Stimmenanteil.

Auch der Internationale Währungsfond ist eine finanziell und formell selbständige Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Hauptaufgabe des IWF ist die Vergabe von Krediten an Länder ohne ausreichende Währungsreserven, die in Zahlungsbilanzschwierigkeiten geraten sind. Weitere Tätigkeitsfelder sind die Förderung der internationalen Zusammenarbeit in der Währungspolitik, Ausweitung des Welthandels, Stabilisierung von Wechselkursen, Überwachung der Geldpolitik und technische Hilfe. Auch hier hat die Bundesrepublik den viertgrößten Stimmenanteil.

Von dem Ziel „Bekämpfung der Armut“ ist jedoch weit und breit bei Weltbank und IWF nichts zu finden. Insofern leiden wir in Europa und speziell in Deutschland unter diesem Manko, denn die meisten der Flüchtlinge vor unserer Tür wollen der Armut in ihren Ländern entgehen.

Bleibt die Frage, ob die UNO zum Weltfrieden beigetragen hat. Die Zahl der Kriege seit ihrem Gründungsjahr können wir berechnen; die Zahl der verhinderten Kriege durch die UNO-Diplomatie und die Tatsache, dass dort alle Staaten zusammensitzen und Probleme zwischen den Ländern diskutieren können, lassen sich rechnerisch nicht erfassen. Aber es dürfte wahrscheinlich sein, dass einige Kriege so verhindert worden sind. Und gerade bei Bürgerkriegen haben UN-Missionen in vielen Fällen dazu beigetragen, das Schlimmste zu verhüten.

Einen  Grund zum Feiern hat die UNO aus Anlass ihres 75-jährigen Bestehens nun wahrlich nicht, dafür sind zu viele Probleme ungelöst. Aber ohne sie wäre vermutlich alles noch viel schlimmer!