26. 7. 2020 Bio und Vegetarisch
Bio und vegan sind en Vogue. Wer etwas auf sich hält, kauft Bio, auch wenn es teurer ist. Geht er/sie doch bei diesem Etikett davon aus, dass das Fleisch von Tieren stammt, die gesund ernährt worden sind. Aber was ist gesund? Ohne Medikamente und auch ohne sonstige Zutaten? Welche Zutaten sind erlaubt, und welche sind verboten? In Deutschland wird das - hoffentlich! – überwacht, ob das bei Känguru-Fleisch oder anderen Spezialitäten aus dem Ausland auch der Fall ist, darf man getrost infrage stellen.
Und schlendert man durch Bio-Geschäfte wie die Bio-Companie, findet man dort Bio-Wasser, Bio-Bier und – man will es gar nicht glauben – Bio-Tiernahrung. Dabei darf man sich fragen, wodurch sich denn das „normale“ Wasser von Bio-Wasser unterscheidet. Und wenn eine deutsche Brauerei, die wie auch die meisten anderen ihr Bier nach dem deutschen Reinheitsgebot herstellt, mit dem Slogan wirbt „Mit Felsquellwasser gebraut“, dann kann man darüber sinnieren, was denn nun noch Bio-Bier davon unterscheidet. Aber die Krönung ist die Bio-Tiernahrung!
Ähnlich verhält es sich bei „vegetarisch“, einem Modebegriff wie Bio, der nur noch von den Veganern getoppt wird. Heute lebt der Mensch, der auf der Höhe der Zeit sein will, ohne tierische Produkte. Dass er dabei seinem Körper Wirkstoffe vorenthält, die man für eine gesunde Ernährung braucht, weiß jeder, nicht nur der Ernährungswissenschaftler. Also füllt man das Defizit mit Nahrungsergänzungsmitteln auf. Ob das gesünder ist, steht in den Sternen.
Aber das absolute Nonplusultra ist ein spanischer Weißwein, der bei einem großen deutschen Diskounter laut Etikett als Bio und Vegan angeboten wird. Über das Wort „Bio“ kann man ja noch diskutieren, geht man davon aus, dass keine Schädlingsbekämpfungsmittel im Weinberg verwendet worden sind. Wobei Otto Normalverbraucher auch hier ein Fragezeichen machen sollte, denn bevor ein Weinbauer seine Reben von Schädlingen wie der Reblaus vernichten lässt, wird er eher zur Spritze greifen.
Aber „veganer“ Wein - ohne jegliche tierischen Beigaben? Jeder Weintrinker darf doch wohl hoffen, dass in seinem Wein keine Weinbergschnecken oder Rebläuse verarbeitet sind. Oder doch? Der Verdacht muss kommen, denn sonst brauchte es die Bezeichnung „vegan“ nicht.
Muss man sich da noch wundern, dass viele Leute hinter Bio und Vegan weniger Ehrlichkeit und Korrektheit, dafür aber mehr Geldschneiderei wittern?