23. 6. 2020 Wieder einmal wird mit zweierlei Maß gemessen - Gauland und taz
Als Alexander Gauland vor einiger Zeit öffentlich davon sprach, „Frau Özoguz in Anatolien zu entsorgen", brach in der Medienwelt ein kaum zu überbietender Shitstorm los. Klar, denn Gauland als Ehrenvorsitzender der AfD ist in der deutschen Medienwelt der Inbegriff des Bösen, und Aydan Özoguz als SPD-Abgeordnete und jetzige Staatsministerin im Bundeskanzleramt gehört natürlich zu den Guten.
Wenn aber in einem Linksaußen-Medium, nämlich der taz, Polizisten „auf der Müllkippe entsorgt" werden sollen, dann regt das nur wenige auf. Dabei sind beide Aussagen gleichermaßen kritikwürdig.
Vorausgegangen war folgendes: Die taz hatte nach dem Tod von George Floyd und den internationalen Protesten gegen Polizeigewalt in einer Kolumne laut darüber nachgedacht (Verfasserin Hengameh Yaghoobifarah), was mit deutschen Polizeibeamten passieren könnte, wenn die Polizei abgeschafft werden sollte. Spontan war der Autorin nur ein geeigneter Ort eingefallen, nämlich die Entsorgung auf der Müllkippe.
Die Polizeigewerkschaften liefen Sturm, dass aber eine wegen Volksverhetzung gegen den weiblichen Schreiberling eine Strafanzeige erstattet hätte, ist dem Verfasser dieser Zeilen nicht bekannt. BIM Seehofer beeilte sich öffentlich zu bekunden, er denke darüber nach, die Justiz einzuschalten, aber spätestens nach einem Gespräch mit seiner Kanzlerin war offensichtlich das Nachdenken hierüber beendet – wie nicht zum ersten Mal!
Nun gut, die taz hat sich durch eine ihrer Chefredakteurinnen entschuldigt und von einer Glosse gesprochen. Und als Seehofer über eine Strafanzeige nachdachte, bekam die taz Unterstützung von vielen staatstreuen Medien; denn wenn es gegen einen der ihren geht, halten alle zusammen wie Pech und Schwefel.
Man kann darüber streiten, ob es besonders taktvoll ist, in dieser Zeit mit ihrem aufgeheizten Klima einen Text zu veröffentlichen, der schlimmen Polizei-Klischees bedient. Es ist aber nicht hinnehmbar, wenn man 250.000 Menschen auf der Müllkippe entsorgen will. Das ist Hetze, die mit der tödlichen RAF-Rhetorik vergleichbar ist!
Das Magazin CICERO machte die Gegenprobe - und tauschte das Wort „Polizisten“ aus gegen andere Menschengruppen, z. B. Frauen, Schwule, Migranten, Asylbewerber, Juden, Linke, Deserteure, Transen, Journalisten, Obdachlose.
Spätestens da muss für jeden erkennbar werden, dass es sich nur um eine primitive Hetze handelt, die lt. CICERO „Stürmer“-Niveau hat.
Dem ist nichts hinzuzufügen – außer: Wenn zwei (Gauland und taz) das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe!