31. 1. 2020 Mario Draghi erhält von unserem Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz
Heute, am 31. 1. 2020, verlässt Großbritannien die Europäische Union. Darüber werden wir sicher noch sehr oft sprechen und nahdenken.
Heute erhält aber auch der frühere EZB-Chef Mario Draghi das Bundesverdienstkreuz aus der Hand des Bundespräsidenten. Das werden wir hoffentlich ganz schnell vergessen.
Denn was Draghi uns „kleinen Bürgern“ – nicht der kapitalkräftigen Wirtschaft – angetan hat, ist schon ein starkes Stück und mindestens grenzwertig.
Seit seiner Null-Zins-Politik verlieren wir Sparer Jahr für Jahr soviel Prozent an unseren Spareinlagen, wie die Geldentwertung ausmacht, also im Regelfall zwischen 1,5 und 2,0 Prozent.
In Zahlen: 648 Milliarden Euro, also 648.000 Millionen Euro, haben Deutschlands Sparer schon durch die niedrigen Zinsen verloren, wie die DZ Bank für den Zeitraum von 2010 bis 2019 errechnet hat.
Dabei setzen die Experten für das laufende Jahr einen Verlust von 54 Milliarden an. Seit 2010 – damals waren es 24 Milliarden Euro – ist der Verlust stetig angestiegen. Andere Fachleute werden zitiert: „Die Zinspolitik der ETB unter Draghi hat nicht nur die deutschen Sparer kontinuierlich enteignet, sondern auch die Altersvorsorge von Millionen von Menschen geschmälert.“
Denn auch die Versorgungskassen ächzen unter den geringen Zinsen, wissen sie doch nicht, wo sie ihr Geld für künftige Leistungen anlegen sollen.
Dem stehen allerdings nach Berechnungen der DZ-Bank 290 Milliarden Euro an Einsparungen bei den Kreditnehmern gegenüber.
Die Niedrigzinsen sollen Darlehen erschwinglicher machen und beispielsweise den Häusle-Bauer entlasten. Dem stehen allerdings die Kaufpreissteigerungen für Grundstücke und Häuser gegenüber, denn die Verkäufer nehmen, was der Markt hergibt. Insofern hat der Käufer wenig von den Niedrigzinsen.
Aber auch die Unternehmen können bei dieser Zinslage mehr investieren. Das kommt jenen zugute, die die investierten Güter herstellen.
Einer der größten Nutznießer ist die öffentliche Hand. Bund, Länder und Kommunen haben über Jahrzehnte (der Bund seit Willy Brandt) über ihre Verhältnisse, sprich auf Punp, gelebt und müssen einen Kapitaldienst aufbringen, der es in sich hat und vielerorts keine oder nur geringe Investitionen zulässt. Der Bund allein muss 2020 13,736 Mrd. Euro an Zinsen und Tilgung (2017 waren es sogar noch 20 Mrd. Euro) aufbringen. Die relativ kleine LHP hat zusammen mit KIS und den kommunalen Gesellschaften mehr als eine Mrd. Euro Schulden; der Kapitaldienst ist entsprechend hoch. Und das Land Brandenburg hat noch schnell eine Milliarde Euro an Darlehen aufgenommen, bevor die grundgesetzliche Schuldenbremse inKraft tritt.
Um es auf den Punkt zu bringen: Die öffentliche Hand, die Unternehmen und die Häusle-Bauer sind die Nutznießer der Zinspolitik der EZB, Otto Normalverbraucher und die Versorgungskassen sind die Gelackmeierten.