8. 11. 2019 Gibt es in Deutschland noch die Meinungsfreiheit?
Otto Normalverbraucher weiß und praktiziert es: Man sollte in dieser unserer Republik öffentlich und sogar im privaten Kreis nicht mehr alles sagen, was man denkt. Geschweige denn solches niederschreiben.
Nun haben wir es schwarz auf weiß: Laut Allensbach meinen 78 Prozent der Deutschen, man könne seine Meinung zu bestimmten Themen nicht oder nur mit Vorsicht frei äußern. Infratest schiebt im Auftrag des MDR hinterher: Es sind 69 Prozent. Und die aktuelle Shell-Jugendstudie belegt dies für 68 Prozent junger Menschen.
Mindestens vier Topthemen fallen darunter: Flüchtlinge, Klima, Islam und sexuelle Orientierung. Aber auch bei Themen wie Heimat, Deutschland, Werte usw. muss man überlegen, mit wem man zusammen sitzt. Wer sich hier auch nur kritisch äußert, bekommt sofort ein pathologisierendes „-phob“-Etikett umgehängt: xenophob, islamophob, homophob. Oder er gilt als „Rechter“, „Klimaleugner“ oder gar „Nazi“. Und so etwas kriegt man nicht wieder los.
Was also tut der nicht gerade zum Helden geborene Normalbürger, will er nicht beruflich, öffentlich und im Freundeskreis am Pranger stehen? Er hält die Klappe oder heult mit den Wölfen.
Wir sind ein „Volk von Flüsterern“ geworden. Warum? Weil das seit den 1980er Jahren aus US-amerikanischen Eliteuniversitäten kommende Krebsgeschwür der „political correctness“ („PC“) sich ungehindert über Deutschland verbreitet hat. Positionen außerhalb der von den Polit-Eliten und der Mainstream-Presse gleichermaßen verbreiteten Themen haben es da schwer. Linksgrün ist in und alles andere ist von Übel!
Gut – gutmenschlich – kommt man an, wenn man sich die Welt sprachlich verschönert und z.B. die Begriffe „Asylanten“ oder „Immigranten“ vermeidet. Wenn man Flüchtlinge als Zuziehende und Schutzbefohlene bezeichnet und sich zur Willkommenskultur bekennt und mit Gleichgesinnten „Refugees Welcome“ ruft. Wenn man borders als racism apostrophiert. Wenn man kriminelle Brennpunktgegenden mit Parallelgesellschaften zu Gebieten mit erhöhtem Aufmerksamkeitsbedarf umdefiniert. Wenn man seitens einer Hamburger Hochschulleitung und einer grünen Wissenschaftsministerin die Randale eines „studierenden“ Antifa-Mobs, der einen Professor Lucke an einer Vorlesung hindert, für eine „diskursive Auseinandersetzung über kontroverse gesellschaftliche Sachverhalte und Positionen“ hält.
Als korrekt angesagt sind zudem: Zeichen setzen, Haltung zeigen, Empathie, Gesicht zeigen und gegen Andersdenkende Position beziehen, wie unlängst gegen den sächsischen Bischof der evangelischen Landeskirche, der von Gutmenschen aus dem Amt gedrängt wurde. Zugleich werden bestimmte Begriffe vermieden, weil sie unangenehme Gefühle reaktivieren könnten: Volk, Nation, deutsch, Deutschland, Heimat, Patriotismus, konservativ usw. Die rhetorisch alles andere als hochbegabte Kanzlerin ist semantisch zumindest so fit, solche Begriffe tunlichst zu umgehen.
Man kann diese Entwicklung auch „semantischer Machtergreifung mit moralischem Totalitätsanspruch“ nennen. Es geht um das „richtige“ Denken, Fühlen, Erinnern. Kirchentagsdeutsch ist angesagt: Evangelische sowie mehr und mehr auch die katholischen Akademien sind zum Mekka der Political Correctness und des Gutmenschentums geworden.
Die zum größten Teil hochmotivierte Mainstream-Presse macht das gerne mit, ja sie marschiert voran. Federführend sind hier die öffentlich-rechtlichen ARD und ZDF sowie die Medien der Bertelsmann-Gruppe, der Madsack- und Funke-Medien-Gruppen, ferner die Süddeutsche, die ZEIT, der Relotius-Spiegel, und auch Springer hat sich weitgehend angepasst. Sie sind auch bestens vernetzt! Siehe das „investigative“ Recherche-Netzwerk aus NDR/WDR/Süddeutscher Zeitung. Rechtlich ist das höchst bedenklich! Private Medien als Nutznießer von zwangsgebührenfinanzierten?
Ein weiteres negatives Beispiel ist das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) der Madsack-Mediengruppe, von dem ca. 40 Zeitungen überregionale Inhalte übernehmen. Der Madsack-Konzern ist Teil der SPD-Medienarbeit oder des „roten Imperiums“, wie die Neue Züricher Zeitung unlängst das Medienvermögen der SPD nannte. Denn es ist in der deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft (ddvg) gebündelt, einem der SPD zu 100 Prozent gehörenden Unternehmenskonzern. Was die SPD – wie man sieht – aber auch nicht mehr über die 15- Prozent-Marke in den Umfragen hievt.
Dieser „Gouvernanten-/Nanny-Presse“ geht es um zweierlei: Sie arbeitet gerne mit semantischen Tricks; sie ummantelt negative Wirklichkeiten (z. B. Kriminalstatistiken), und sie skandalisiert positive Wirklichkeiten in alarmierender Weise. Die Folge ist, dass es Opfer erster Klasse gibt: Migranten, „Fremde“, Muslime – und Opfer zweiter Klasse, nämlich Deutsche, alte weiße Männer, Christen. Und es gibt Täter erster Klasse: alte weiße Männer, Deutsche, Christen – und Täter zweiter Klasse: Ausländer, Flüchtlinge oder islamistische Terroristen. Denn letztere sind ja Einzelfälle, traumatisiert, psychisch auffällig.
Der politische Zweck der „Political Correctness“ mit ihren Protz-, Kampf-, Imponier-, Gesinnungs- und Tabubegriffen und mit ihrer repressiven Toleranz ist klar: Es geht um die Eliminierung „rechter“ Vorstellungen, wobei als „rechts“ alles definiert wird, was politisch einen Millimeter rechts von Merkel ist. Da müssen auch die innerparteilichen Gegner Merkels in der CDU oder die CSU aufpassen, die sich allerdings nach dem Seehofer-Streit als weichgespült und angepasst zeigt.
Political Correctness ist Kulturmarxismus. In der DDR gab es Sanktionen, wenn man keinen festen Klassenstandpunkt hatte, also kein bedingungsloses Vertrauen in die Richtigkeit der SED-Politik. Heute ist man „dran“, wenn man keinen Political Correctness-Standpunkt hat. Die „Schweigespirale“ (Elisabeth Noelle-Neumann 1980) tut ein übriges: Man neigt dazu, nichts zu sagen, wenn man annimmt, dass man sich damit außerhalb des „Mainstreams“ stellt. Die Folge ist, dass sich die „veröffentlichte“ Meinung durchsetzt und zu einer Linksverschiebung der Republik führt.
Nur bei den Wahlen kann man im der Wahlkabine unbeobachtet sein Kreuzchen machen - und nun raten Sie ´mal, warum sich die AfD im Aufwind befindet.