6. 9. 2019 Ein Jahr Greta Thunberg: Am Ende könnte nur eine überflüssige Promotion-Aktion bleiben

Greta Thunberg, unsere Klima-Ikone: Derzeit hält sie sich in den USA auf und lässt öffentlich mitteilen, dass sie keinen Wert auf ein Gespräch mit dem US-Präsidenten legt.  Dass der Wert darauf gelegt hat, ist nicht überliefert.

Doch wohin geht die Reise der Klimabewegung? Auch in Deutschland hat sich zwischenzeitlich  - außer bei der Kanzlerin, den Grünen und den Leitmedien - Nüchternheit breit gemacht.

„Ein sonniger Tag mit angenehmem Wind“, schrieb Greta Thunberg während der Überfahrt auf Twitter über ein Foto, auf dem sie so schüchtern lächelt, wie sie inzwischen die ganze Welt kennt: Eine Ikone im Kampf für den Klimaschutz, sagen ihre Anhänger. Ein naives Mädchen, das von öffentlichkeitslüsternen PR-Profis für deren politische oder kommerzielle Zwecke eingespannt wird, sagen Skeptiker.

Vor allem in Deutschland überwog bislang die Sympathie für die 16-Jährige, die vor nun genau einem Jahr allein vors schwedische Parlament statt ins Klassenzimmer zog und damit eine Massenbewegung auslöste, die zu freitäglichen Klima-Schulstreiks in rund 100 Ländern führte. Zweifellos ein ungeahnter Erfolg – so war jedenfalls die Lesart bisher.

Doch ausgerechnet zum Jahrestag der „Fridays For Future“-Bewegung bringt Thunbergs bislang spektakulärste Aktion die Stimmung nun zum Kippen: Auf einer komplett klimaneutralen Hochseejacht reiste die Schwedin gerade quer über den Atlantik, um am UN-Klimagipfel in New York, später an der Weltklimakonferenz in Chile teilzunehmen und ihre Mission auf dem amerikanischen Kontinent zu verbreiten. Flugreisen lehnt Thunberg bekanntlich kategorisch ab – und hofft auch hier auf viele Nachahmer.

Seitdem sie jedoch ihren medienwirksamen Segeltörn angetreten ist, weht ihr ein gar nicht mehr so angenehmer Wind entgegen – vor allem, weil sich inzwischen herausstellte, dass die Logistik für Gretas große Fahrt mehr Transatlantik-Flüge nötig macht als die vier Hin- und Rückreisen für sich und ihren Vater. Das nehmen ihr nun auch Wohlgesonnene übel: Bleibt so am Ende nicht nur eine überflüssige Promo-Aktion?

Auch die Symbolik der Reise erscheint fragwürdig: Was will Greta zeigen? Als Alternative für Geschäfts- oder Urlaubsreisen kommen Hochseejachten kaum infrage. Hätte sich Thunberg per Video zur Klimakonferenz zuschalten lassen, ließe sich das besser zum Vorbild ausrufen: Viele klimaschädliche Reisen sind dank moderner Technik längst überflüssig. Oder lehrt uns der Segeltörn, dass der Einzelne das Klima auch bei größtem Bemühen nicht retten kann, sondern die Politik den Flugverkehr endlich regulieren muss?

Am Ende sinkt die Sympathie für Greta, und mit ihr auch die für die Grünen, wie die letzten Umfragen des ARD-Deutschlandtrends vom 5. 9. 2019  zeigen. Es scheint sich nicht zu wiederholen, was nach dem Tsunami in Japan passierte: Der Kernkraftschock war so groß, dass er bei der kurz darauf folgenden Wahl im schwarzen Ländle Baden-Württemberg den Grünen Kretschmann zum Ministerpräsidenten hochspülte.