12. 3. 2019 Beckmann zu Besuch bei Matusseks Geburtstagsfeier

Es wird immer schlimmer. Die Mainstream-angepassten Gutmenschen verfolgen jeden, der nach ihrer Meinung vom rechten (= linken) Weg abweicht. Da muss man mit allem rechnen, von der Denunziation über eine Strafanzeige bis zur Kündigung von Mietverträgen oder gar Entlassung durch den Arbeitgeber, mindestens aber mit einem Verstoß aus dem Kreis der Gutmenschen.

Was war geschehen? Der ZDF-Fernsehmoderator Reinhold Beckmann (früherer SPIEGEL-Redakteur) hatte seinen ehemaligen Journalisten-Kollegen Matthias Matussek  bei dessen 65. Geburtstag besucht und dort vor den Gästen ein Lied von Bob Dylan gesungen.

Dabei hätte Beckmann besser bedenken sollen, dass der ehemalige Chef des „SPIEGEL“-Kulturteils sich schon seit einigen Jahren politisch zum Konservativen – also weg vom Mainstream - entwickelt hat. Und auch noch zugibt, dass er die Merkel´sche Flüchtlingspolitik nicht mitträgt!

So kam schnell an die Öffentlichkeit, welch skandalöse Feier sich da abgespielt hatte. Böhmermann und Co. schlugen sofort medial zu. Das ist zwar nicht peinlich für Matussek, sehr wohl aber für den früheren ZDF-Frontmann Beckmann. Deshalb hat er flugs auf seiner Facebook-Seite ein Statement geschrieben, in dem er sich für seine Teilnahme rechtfertigt und sich zugleich von dem alten Kollegen Matussek distanziert. Dieser Text hat beste Chancen, einmal zu den besonders typischen Dokumenten menschlicher Erbärmlichkeit zu zählen, die in der späten Merkel-Ära zu einer nationalen Krankheit geworden sind.

Hier der Text in Auszügen:

„Ich weiß um Matthias Matussek. Auf seinen politischen Irrwegen ist er nach einer Jugend in marxistisch-leninistischen Gruppen mittlerweile bei der Neuen Rechten angekommen… Vor einigen Wochen kam die Einladung zu seinem 65. Geburtstag. Gehst du hin oder bleibst du weg? Ich habe lange überlegt, dann beschlossen meinen Gitarrenkoffer zu nehmen und ihm mein vergiftetes Geschenk mitzubringen, meine Version des Bob Dylan-Klassikers „Things have changed“. Er sollte was zu kauen haben. Schluckbeschwerden bekommen. Ich wollte so meine Widerworte gegen seinen Irrweg setzen…Was mir nicht ganz klar war, in welcher Gesellschaft er da tatsächlich seinen Geburtstag feiern würde. Klar, ich hätte es mir denken können. Ich muss zugeben, ich habe mich da verlaufen, ich hätte dort nicht hingehen sollen. Wir kannten uns ja lange und ich erkannte ihn nicht mehr wieder.“ 

Immerhin gibt Beckmann zu, dass er freiwillig, wenngleich gepeinigt von schwersten Bedenken, zu der Feier gekommen ist. Und er weist mit der Geste des mutigen Kämpfers für politische Korrektheit darauf hin, mit dem Vortrag eines alten gesellschaftskritischen Bob Dylan-Songs nicht nur seine Qualitäten als Gitarrist und Sänger, sondern auch als Kritiker der politischen Fehlentwicklung des Gastgebers unter Beweis gestellt zu haben.

Aber, so schreibt Beckmann, erkenne er nun, dass er sich trotz seines „vergifteten Geschenks“ auf die falsche Veranstaltung „verlaufen“ habe: „Es ist einfach nichts mehr da vom alten Matussek, kaum noch alte Freunde, dafür viele neue rechte Gesinnungskumpel. Wie bitter.“

Ja, wie bitter: Beckmann fast allein unter bösen Rechten.

Mit dem Entschuldigungsschreiben hat Beckmann die Notbremse gezogen: Charakterlos, opportunistisch, denunziatorisch, aber mit der sicher berechtigten Hoffnung, wieder in den Kreis der anständigen, also systemtreuen Medien- und Promischar aufgenommen zu werden. Als es vor 40 oder 35 Jahren ähnliche Vorfälle zuhauf in der kulturell und geistig ausgelaugten DDR-Spätzeit gab, waren die Beckmanns übrigens die ersten, die sich über erzwungenen Konformismus und individuelle Unterwerfungen erregt haben.

Jetzt aber sind die Beckmanns brave Untertanen und willige Mithelfer einer Gesinnungsdiktatur neuen Stils geworden. Wie sollen sie da auch verstehen, warum ein Matussek und manch anderer nicht mehr mitmachen will. „Die Zeiten haben sich geändert“, so heißt es in Dylans Lied, das Beckmann auf der Feier vortrug. Matussek ist einer, der das begriffen und daraus Konsequenzen gezogen hat. Der demütige Facebook-Schreiber Beckmann hingegen hat nichts begriffen von dem, was er als „vergiftetes Danaer-Geschenk“ glaubte singen zu müssen. Wie bitter – für ihn!

Zur Abrundung des Ganzen: Jan Böhmermann, bestens bekannt seit seinem ekelerregenden Erdogan-Schmähgedicht, hat auf Twitter nachgehakt:
„1. Hatte die Chefredaktion von DER SPIEGEL vorab Kenntnis von dieser Zusammenkunft und/oder davon, dass mehrere Mitglieder der Redaktion an dieser Feier teilnehmen? 2. Wie bewertet die Chefredaktion des SPIEGEL die Teilnahme seiner Redakteure an der beschriebenen Veranstaltung? 3. Inwieweit ist, nach Ansicht der Chefredaktion des @DerSPIEGEL, das private Erscheinen eines SPIEGEL-Redakteurs bei der beschriebenen „Geburtstagsfeier“ mit den journalistischen, ethischen und professionelles Standards des SPIEGEL vereinbar? 4. Gab es in der Vergangenheit andere „Privatveranstaltungen“ mit ähnlicher Gästeliste, an denen Redakteurinnen oder Redakteure von @DerSPIEGEL teilgenommen haben oder sind zukünftig welche geplant?“

Was bezweckt dieser Gutmensch wohl mit seinem Tweed?

Deutschland, wie tief bist Du gesunken!