9. 3. 2019 Kolumne zum Frauentag

Sehr geehrte Leserinnen, Leser und Diverse,

leider muss ich Ihnen mitteilen, dass heute meine Kolumne ausfällt. Denn ich halte mich zur Zeit in Berlin auf, das den gestrigen Freitag, also den Tag vor Erscheinen der geplanten Kolumne, zum arbeitsfreien Feiertag erklärt hat. Ich kann es mit meinem staatsbürgerlichen Verständnis nicht vereinbaren, dagegen zu verstoßen. Wie käme ich als alter, weißer Mann dazu, ausgerechnet den Frauentag durch Arbeit an einem Artikel zu sabotieren!

Ich verstehe nur nicht ganz, wieso es noch immer DER Feiertag heißen soll. Nun könnte man einwenden, in der Hauptstadt sei jeder Tag eine Art Feiertag zu Ehren Berlins und seiner feierfreudigen Einwohner.

Was mich freilich irritiert, ist die Tatsache, dass am Tag der Frauen auch die Männer frei haben. Und überdies die vielen Geschlechter zwischen Mann und Frau leer ausgehen. Ich plädiere hiermit für einen zusätzlichen alles umfassenden Transgender-Feiertag an der Spree. Es stünde uns allen gut an, sich dafür nach Kräften einzusetzen. Auch AKK wird sich des Problems gewiss gern annehmen, schon um Buße für ihren unverzeihlichen Fastnachtsscherz zu tun.

Im übrigen finde ich, dass der Gerechtigkeit noch lange nicht Genüge getan ist. Zweiundfünfzigmal im Jahr begehen wir sonntags den Tag des Herrn, nur einmal den der Frau. Sollte man nicht jeden Freitag zum Tag der Frau machen? Dafür sprächen auch praktische Überlegungen: Erstens würde es unserer muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern gerecht, und zweitens fügte sich der Frauenfeierfreitag bestens in die Freizeitplanungen der Hauptstädter.

Das Wochenende begänne dann praktischerweise am Donnerstagmittag. Dann wäre die Siebentagewoche genau in der Mitte geteilt und würde der einem Industrieland angemessenen Arbeits- und Freizeit-Balance endlich gerecht.

Das notwendige Klima-Rettungs-Schulschwänzen müsste dann allerdings auf einen anderen Tag verlegt werden. Hierfür bietet scih der Montag an. Die traditionellen Montagsdemos würden damit von ihrer rechtsradikalen Tradition befreit, und die gesamte Bevölkerung könnte sich anschließen.

Nicht vergessen werden sollte bei dieser Gelegenheit und in diesem Sinne auch ein autofreier Tag. Das öffentliche Leben könnte getrost pausieren und die berühmte Berliner Luft davon profitieren. Wie wäre es mit dem Dienstag?

Bliebe noch der Mittwoch. In der neuen Regelung gewissermaßen ein Art Brückentag. Freilich bedeutete es unangemessenen Stress, an diesem einen Tag alles erledigen zu wollen. Die Behörden würden zu Recht überlastet, überfordert sie doch schon das Arbeitstempo einer fünftägigen Arbeitswoche. Die Vorteile wären aber nicht von der Hand zu weisen. Man könnte notfalls den Mittwoch zusätzlich zum Tag des Stromausfalls erklären, und schon wäre die Lage wieder ganz entspannt.

So bleibt mir nur noch übrig, bei den geneigten Leserinnen und Lesern (und den Diversen) um Verständnis für den Ausfall meiner Einfälle zu bitten.