1. 2. 2019 Greta und der Klimaschutz
Das Spektakel um die sechzehnjährige Schwedin Greta Thunberg geht in die nächste Runde. Erst wurde die Minderjährige als Jeanne d’Arc in die Klimaschlacht geschickt. Nun muss ihre Geschichte dazu herhalten, all jene zu diffamieren, die dem inszenierten Rührstück misstrauen. Weil sie dem sentimentalen Schwindel nicht auf den Leim gehen, werden sie als „alte weiße Männer“ beschimpft, verdächtigt als „Rechtsextremisten“, denen jegliches Verständnis für die Sorgen der Jugend fehle. „Unerträglich ekelhaft“, schreibt die taz, seien die Zweifel an den Eingebungen eines klimapolitisch erleuchteten Kindes, das sich schon mit acht vegan ernährte und mit elf aufhörte zu sprechen – vorübergehend.
So etwas kommt zwar in den besten Familien vor. Nur heißt es dann meist, das Kind habe eben einen Knall und irgendwann werde sich das Gör schon wieder einkriegen. Nicht so im Fall von Greta Thunberg. Da verbietet sich die schnoddrige Beurteilung von vornherein. Das Mädchen leidet am Asperger-Syndrom, einer Variante des Autismus. Weil sie das selbst öffentlich machte, gibt es auch keinen Grund, respektvoll den Mantel des Schweigens darüber zu decken.
Die Fixierung auf das eigene Ich
Wesentliche Symptome dieser Entwicklungsstörung sind Schwächen bei der sozialen Interaktion und Kommunikation, was wiederum ein ausgeprägtes Kompensationsverhalten nach sich zieht: die Fixierung auf das eigene Ich, öfter auch den Glauben, für bestimmte Aufgaben erwählt zu sein. Die Betroffenen haben das Zeug, sich naiv über die Welt zu erheben, schon als Kinder verführerisch aus der Rolle zu fallen. Was ihnen an Wissen fehlt, ersetzen sie durch Begeisterung, durch einen Fanatismus, der ansteckend wirkt.
Obwohl sie über keinerlei militärische Kenntnisse verfügte, ihren Panzer kaum schleppen konnte, gelang es der siebzehnjährigen Jeanne d’Arc, das französische Heer emotional derart zu mobilisieren, dass es 1429 kurzzeitig über die Engländer triumphierte. Der rasende Glaube an die eigene Berufung wirkte Wunder. Retten konnte er weder die Heilige Johanna noch die Welt. 1431 endete ihr Leben auf dem Scheiterhaufen.
Die Ausstrahlung einer reinen Seele
Sobald sie sich mit der Politik einlassen, ist das Schicksal der minderjährigen Visionäre besiegelt, das der Mädchen zumal. Die Ideologen machen sich ihr anrührendes Charisma zunutze. Sie profitieren vom Anschein des unverdorbenen Charakters. Dank der Ausstrahlung einer reinen Seele ließ sich Greta Thunberg als „Galionsfigur der Klimaschutzbewegung“ aufbauen. Zynisch verhält sich in diesem Spiel nicht, wer den faulen Zauber aufdeckt, sondern jene, die ihn aufführen, und das obendrein mit einer Schutzbefohlenen, die infolge des Asperger-Syndroms nur über eine beschränkte, nämlich thematisch fixierte Wahrnehmungsfähigkeit verfügt.
Dass diese inszenierte Show die Sehnsüchte einer intellektuell ermüdeten Gesellschaft befriedigt, macht die Sache nicht besser. Es beschleunigt vielmehr den Prozess der politischen Entmündigung. Sieht man, wie hingebungsvoll die Auftritte der halbwüchsigen Schwedin in Westeuropa, insbesondere in Deutschland, verfolgt werden, möchte einem himmelangst werden. Denn offenbar gibt es unterdessen eine meinungsbildende Masse, die sich Erlösung lieber von der Erleuchtung einer Naiven verspricht, als länger die Mühe eigenen Nachdenkens auf sich zu nehmen.