13. 7. 2018 Die Presse als alleiniger Meinungsmacher hat ausgedient
Presse macht Politik oder versucht es zumindest, heute mehr denn je. Nicht nur mit den redaktionellen Inhalten, sondern auch mit der Wortwahl und – noch mehr – mit der Bildauswahl. Dem steht das öffentlich-rechtliche Fernsehen, das vor allem von unseren Zwangsgebühren bezahlt wird, in nichts nach.
Die Journalisten haben es auch recht einfach: Man kann alles mehr oder minder ungestraft kommentieren oder besserwisserische Vorschläge machen, braucht aber in keinem Fall die Verantwortung zu übernehmen.
War früher alles besser? Paul Sethe, einer der Gründungsherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, hat 1965 geschrieben: „Pressefreiheit ist die Freiheit von zweihundert reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten“. Und natürlich die Freiheit der SPD, die über die ihr gehörende ddvg ihre Meinung unerkannt zu verbreiten sucht.
Früher, das war vor ca. 15 Jahren, als Friedrich Merz über die Talkshow „Sabine Christiansen“ voll des Lobes sagte: „Diese Sendung bestimmt die politische Agenda mittlerweile mehr als der deutsche Bundestag“. Das war aus dem Munde des CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden zwar ein merkwürdiges Eingeständnis, aber es traf durchaus zu.
Früher, also vor dem Siegeszug der „Sozialen Medien“ gab es zwei unumstößliche Regeln der Massen-Kommunikation:
Regel 1: Was nicht in der Zeitung zu lesen, nicht im Hörfunk zu hören und nicht im Fernsehen zu sehen ist, hat nicht stattgefunden.
Regel 2: Die Medien und die Journalisten bestimmen die politische Tagesordnung.
Nichts illustriert das besser als die Reaktion der Medien auf die massenhaften Übergriffe in der Silvesternacht 2015 in Köln. Es geschah in der Nacht von Donnerstag auf Freitag. Überregionale Medien berichteten erstmals am Montag, dem 4. Januar – und das noch sehr zurückhaltend. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen berichtete erst am Dienstag, dem 5. Januar, über die Vorfälle, also fünf (!) Tage nach dem Ereignis. Aber im Internet waren die Übergriffe schon von Freitag/Samstag an ein Thema. Zudem wurde dort sehr negativ thematisiert, dass Zeitungen und Fernsehen sich des Themas nicht annahmen oder nicht annehmen wollten. Schließlich passte es nicht zum Geist der „Willkommenskultur“, dass Männer mit Migrationshintergrund, unter ihnen zahlreiche „Flüchtlinge“, massenhaft Frauen sexuell belästigt und bestohlen hatten.
Es lässt sich wohl kaum bestreiten: Ohne das Internet wäre „Köln“ ein lokales Ereignis geblieben. Was ganz im Sinne der meisten klassischen Medien gewesen wäre, nicht zuletzt im Interesse von ARD und ZDF, bei denen die „Willkommenskultur“ besonders gepflegt wurde. Aber „Köln“ hat gezeigt: Die Profi-Medien-Monopolisten, auch Mainstreampresse genannt, haben ihr Monopol verloren. Sie müssen mit der Konkurrenz der Blogger und Aktivisten rechnen, auch mit der Konkurrenz von politisch interessierten Bürgern, die die neuen Möglichkeiten nutzen, um Nachrichten und Meinungen zu verbreiten.
Damit ist eines sicher: Die klassischen Medien werden ihre alte Vormachtstellung nie wieder zurückerobern. Das Internet hat die politische Diskussion unwiderruflich demokratisiert. Und das ist auch gut so.