9. 8. 2017 Die Grundsätze der Volkswirtschaftslehre werden auf den Kopf gestellt
An der Uni haben wir in der Volkswirtschaftslehre gelernt, dass ein Geldschein nur ein Stück Papier ist und dass hinter ihm ein entsprechender Wert stehen muss.
In der Regel ist das in den Staaten das Gold, und die Bundesrepublik hat viele Tonnen davon, so dass man für seinen Geldschein, also für das Stück Papier, die entsprechende Menge an Gold eintauschen kann. Nur Herr Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank, weiß das besser. Um die Wirtschaft anzukurbeln, hat er die Gelddruckmaschinen angeworfen und wirft das neue Geld unter das Volk, nämlich unter die Staaten der Euro-Gruppe. Eine Deckung (z.B. Gold) hat er nicht, sieht man davon ab, dass die Eurostaaten haftbar sind.
Mit dem Geld kauft er Staatsanleihen auf, um den hoch verschuldeten Staaten in ihrer misslichen finanziellen Situation zu helfen. Sie sind nämlich so hoch verschuldet, weil sie seit Jahrzehnten über ihre Verhältnisse gelebt haben, d. h. weil sie mehr Geld ausgegeben haben, als sie an Steuern usw. eingenommen haben. Jetzt sind sie nicht mehr in der Lage, den Kapitaldienst für ihre Schulden aufzubringen, und die Europäische Zentralbank springt ein.
Das Geld gibt er ohne Schuldzinsen weiter, denn Zinsen wären dabei kontraproduktiv.
Ergebnis: Unter der Nullzins-Politik leiden die Bürgerinnen und Bürger am meisten, denn für ihr Erspartes, das sie bei den Banken und Sparkassen gelagert haben, gibt es keine Zinsen mehr. Damit gingen ihnen allein in Deutschland Milliarden von Guthabenzinsen verloren.
Mittlerweise kauft er auch Anleihen von Groß-Unternehmen auf, die dadurch noch größer werden und die Finanzkraft erhalten, kleinere Konkurrenten aufzukaufen.
Man darf gar nicht detailliert darüber nachdenken. Die nächste Finanzblase ist absehbar, und die Bundesrepublik Deutschland ist mit mehr als 160 Mrd. Euro dafür haftbar.
Wir haben auch gelernt, dass Vermögen durch Mehrarbeit oder Konsumverzicht entsteht. Zwischenzeitlich gibt es noch eine dritte Möglichkeit, wie man an Geld kommt, nämlich durch Erben. Das DIW schätzt, dass jährlich Vermögen im Wert von 400 Mrd. Euro durch Schenkungen und Erbschaften an die nachfolgende Generation übertragen werden. Gleichzeitig schätzt es das Vermögen der über 70-Jährigen auf 1,3 Billionen Euro, das also auch in absehbarer Zeit an die Erben übertragen wird.
Natürlich ist das Vermögen schon einmal versteuert worden in Form der Einkommen- oder Körperschaftssteuer. Allerdings nicht vom Erben, sondern vom Erblasser bzw. seinem Unternehmen. Es wäre deshalb nur recht und billig, die Erben stärker steuerlich an diesem Einkommen durch Erbschaft heranzuziehen, wie das ja auch bei anderem „normalen“ Einkommen durch die Einkommensteuer geschieht. Auch in diesem Fall zahlt der Arbeitnehmer Steuern, obwohl das Geld von seiner Firma in Form der Körperschaftssteuer, der Gewerbesteuer und gfls. anderer Steuern bereits versteuert worden ist.
Die heutigen Freibeträge bei der Arbschaftssteuer (500 T€ für Ehegatten, 400 T€ für Kinder und Adoptivkinder) sind so immens, dass die Einnahmen relativ gering sind.
Aber wie schon gesagt: Von den Grundregeln der Volkswirtschaftslehre, die uns allen in den Universitäten vermittelt worden sind, hat man sich längst verabschiedet.
Immer mehr Wissenschaftler glauben daran, dass das nicht gutgehen kann. Und wenn man sich die meisten Bewerber um ein Bundestagsmandat bei der nächsten Wahl in sechs Wochen ansieht, dann darf man daran zweifeln, dass diese Menschen überhaupt wissen, worum es geht.Übrigens gilt das auch für sehr viele Vertreter der Presse, die mangels Sachverstand solche themen lieber gar nicht erst anfassen!
Das gilt auch für den Wahlkreis 61, zu dem Potsdam gehört. Außer bei den Vertreterinnen der CDU und der SPD sowie dem Vertreter der AfD war nicht viel Sachverstand zu erkennen. Der MAZ-Talk am 15. 6. 2017 im Potsdam-Museum hat das deutlich ans Licht gebracht!