11. 8. 2011 Monopoly und Börsenkurse
Wie das Kaninchen auf die Schlange starrt die Finanzwelt zusammen mit den Journalisten auf die Börsenkurse. Vor der Finanzkrise vor zwei Jahren sind die Kurse unaufhaltsam gestiegen, und die Börsianer jubelten bei jeder Tausendermarke, die der Dax knackte, obwohl eigentlich jeder wusste, dass die Kurse überhöht waren. Aber auch sie sind ein Ergebnis von Angebot und Nachfrage.
Dann kam der Einbruch, und die Kurse fielen deutlich.
Seitdem stiegen die Kurse wieder unaufhörlich, in Deutschland mehr als anderswo.
Viele Fachleute hielten auch diese neuerlichen Kurssteigerungen wieder für ungesund, Die Börsianer jubelten wieder, und die interessierte, aber nicht immer von Sachverstand geprägte Öffentlichkeit tönte; „Die zocken wieder wie bisher und haben nichts aus dem Börsenkrach gelernt!“
Seit ein paar Tagen fallen die Kurse um mehrere Prozentpunkte an allen wichtigen Börsen der Welt. Und wieder wird in den Medien der Teufel an die Wand gemalt. Bereitwillig melden sich tatsächliche und vermeintliche Fachleute vor allem im Fernsehen zu Wort und geben ihre Horrormeldungen in die Fernsehhaushalte.
Es muss doch irgendwie gelingen, die positive Einschätzung des Geschäftsklima-Index in Deutschland schlecht zu reden!
Da kann man nur sagen: "Lasst endlich ´mal die Kirche im Dorf! Der Dax ist nicht der Nabel der Welt, auch nicht der Finanzwelt!" Das VW-Werk hat einen Wert, der relativ unabhängig von Spekulanten und ihren Börsenkursen ist. Dieser Wert richtet sich letztlich danach, was ein potenzieller Käufer für das Werk bezahlen würde. Und das gilt für alle Dax-Unternehmen, ohne Rücksicht darauf, ob durch Spekulanten die Kurse in die Höhe gehen, ob durch „Gewinnmitnahmen“ Aktien verkauft werden und dadurch die Kurse fallen oder ob die Europäische Zentralbank Zinsen anhebt oder nicht.
Zugegeben, das ist alles recht simpel ausgedrückt. Aber irgendwie erinnert das Börsengeschehen mit seinem Auf und AB an Monopoly für Reiche.
Es wäre schon viel gewonnen, wenn die Börsenberichte aus den Nachrichtensendungen der Fernsehanstalten verschwinden würden. Der wirklich Interessierte kann sich in Fachzeitungen und -zeitschriften, aber auch auf den entsprechenden Fernsehkanälen informieren. Der "Normal"-Bürger wird im positiven Falle nur verunsichert, im negativen Falle manipuliert.
Die letzte Horrormeldung der vergangenen Tage war der Gewinneinbruch eines Energieriesen, der nur noch 1,4 Mrd. Euro Gewinn machte. Das sind immer noch eintausendvierhundert Millionen Euro, die wir Verbraucher aufgebracht haben und die für andere Ausgaben (Kleidung, Nahrung, Friseur und Gaststättenbesuch usw.) nicht mehr zur Verfügung stehen.
Mein Mitleid hält sich in Grenzen.