3. 8. 2011 Die Autofahrer sind an allem schuld!
Wenn Ihnen jemand erzählt, Potsdam sei eine Autofahrer-freundliche Stadt, hat er Sie fürchterlich beschwindelt.
Die täglichen Staus mit dem genervten Kraftfahrern, die über Lärm und Abgase verärgerten Anwohner geben ein beredtes Beispiel.
Zugegeben, man sollte aus gesundheitlichen und umweltbewussten Gründen mehr zu Fuß gehen oder das Fahrrad benutzen. Aber das ist nicht zu jeder Tageszeit, bei jedem Wetter und bei allen Entfernungen möglich. Deshalb geht es ohne Kraftfahrzeuge nicht. So konnte man jüngst an einem LKW lesen
„WENN ICH NICHT FAHRE, BLEIBT MORGEN IHR KÜHLSCHRANK LEER!“
Treffender kann man es nicht ausdrücken.
Und auch die PKW-Fahrer haben gute Gründe, ihr Fahrzeug zu nutzen, denn die öffentlichen Verkehrsmittel lassen oft eine andere Möglichkeit gar nicht zu: Sie müssen zur Arbeit fahren, schwere Einkaufsbeutel nach Hause transportieren, nach der Theatervorstellung gegen Mitternacht in ihren Vorort kommen oder wollen einfach nur sonntags mit ihrer Familie ins Grüne. Ist das vielleicht verwerflich?
Nein, wir sollten die Kraftfahrer nicht verteufeln, denn das sind wir in der Regel selbst, von den „Gutmenschen“ einmal abgesehen. Wer von uns hat keinen Führerschein, und mindestens in den Familien mit fast erwachsenen Kindern wird der Zweit- und Drittwagen zur Selbstverständlichkeit.
Das Ziel muss sein, den nur begrenzt vermehrbaren Verkehrsraum optimal zu nutzen. Dazu gehören Ampeln, die an die unterschiedlichen Verkehrsströme frühmorgens und abends oder an Wochenenden angepasst sind, dazu gehören Verkehrsplaner, die bei den leider notwendigen Baustellen die Umleitungsstraßen auf die neu entstehenden Verkehrsbelastungen einstellen.
Und dazu gehört vor allem der Abbau von Schikanen! Hierunter fallen unnötige Sperrungen von Straßen, Abbiegeverbote, Ampeln mit übermäßig langen Rot-Phasen, die die Zufahrten begrenzen sollen, und dergleichen.
So soll doch niemand sagen, er habe nicht gewusst, dass durch die Sperrung der Schopenhauerstraße am Luisenplatz die Kreuzung Zeppelinstraße/Breite Straße zur Spitzenverkehrszeit völlig überlastet wird. Und man muss kein Wahrsager sein, um zu erkennen, dass durch den Bau des Stadtschlosses und der Garnisonkirche die Leistungsfähigkeit der Breiten Straße herabgesetzt wird.
Und auch die Bewohner des Zentrums Ost werden sich bedanken, wenn auf der Nutheschnellstraße eine Zufahrt-regulierende Ampel (beschönigend „Pförtnerampel“ genannt) eingerichtet wird und die genervten Kraftfahrer über das Zentrum Ost in die Stadt fahren.
Lasst uns deshalb mit Augenmaß an die Dinge herangehen. Die Havelspange ist notwendig, an der ISES in der Kurzvariante führt kein Weg vorbei, und die Verkehrsbeschränkungen, -zeichen und Ampeln sollten gründlich überprüft werden.
Allein die Kraftfahrer zu beschimpfen, ist zu kurz gegriffen.