12. 6. 2012 Ausschuss für Gesundheit und Soziales: Es gibt auch lustige Momente

Der Ausschuss hatte nur drei Überweisungen aus der SVV zur Bearbeitung auf der Tagesordnung, und die wurden auch noch gestrichen bzw. zurückgestellt.

Interessant war aber der Rest:

Unter dem TOP „Mitteilungen der Verwaltung“ teilte Frau Müller-Preinesberger auf vorher schriftlich eingereichten Wunsch des Stadtverordneten Peter Schultheiß, Potsdamer Demokraten, mit, dass Prof. Kleber auf Grund eines Aufhebungsvertrages (also im gegenseitigen Einvernehmen) aus dem Klinikum Ernst-von-Bergmann ausgeschieden sei. Das habe aber keine Auswirkungen auf die ärztliche Versorgung bzw. auf die anstehenden Operationen, da sein Vertreter in seinem Sinne weitermache.
Die Gründe für das Ausscheiden von Prof. Kleber nannte sie nicht; aus Datenschutzgründen kann man das auch nicht in einer öffentlichen Sitzung erwarten.
Die Bemühungen, Herzzentrum in Brandenburg zu werden, gingen davon unabhängig weiter.

Für die Potsdamer Tafel sei ein neuer Standort am Bisamkiez gefunden, und zwar im dortigen REWE-Geschäft. Das werde zum Schilfhof verlegt und anschließend renoviert, so dass mit einem Umzug der Tafel erst im Jahr 2016 zu rechnen sei.

Im übrigen sei man dabei, ein Bürgerbüro für soziale Fragen einzurichten. Man stelle sich das so vor, dass der Bürger ein einziges Büro („Front-Office“, wie Frau Müller-Preinesberger es nannte) aufsuche, dort seine Wünsche vortrage und die erforderlichen Unterlagen abgebe. Von dort würden dann die Anträge und Unterlagen zu den zuständigen Fachbereichen (hier hatte Frau Müller-Preinesberger den guten deutschen Ausdruck „Back-Offices“ parat) weitergereicht.

Das Unterfangen ist im Sinne de antragstellenden Bürger, aber auch im Sinne der Sachbearbeitung positiv zu sehen und sollten von den Stadtverordneten tatkräftig unterstützt werden. Gleichwohl sollte man auch noch deutsche Bezeichnungen finden, denn die Amtssprache in Deutschland ist und bleibt Deutsch.

 

Unter dem TOP „Gesundheitsamt 2020“ kam der kommissarische Leiter des Gesundheitssozialen Dienstes Möckel schnell auf die Reihenuntersuchungen der Kinder  in den Kindertagesstellen zu sprechen. Mit der Zunahme der Zahl der Kinder ging leider ein Rückgang der Quote der untersuchten Kinder zurück, und man arbeite daran, einen Teil der Aufgaben auf andere (Arzthelferinnen o. ä.) zu übertragen.

Wichtig seien die Untersuchungen im Rahmen der Kindswohlgefährdung (welch ein bürokratischer Ausdruck für eine so bedeutende Sache). Allerdings sei in vielen Fällen die Zustimmung der Eltern erforderlich, was Peter Schultheiß, Potsdamer Demokraten, zu der Nachfrage veranlasste, ob sichergestellt sei, dass man auch dann noch eine Kindswohlgefährdung erkennen könne.  Mit beredten Worten erklärte Herr Möckel, dass auch andere Stellen, z. B. die Mitarbeiterinnen in den Kitas, darauf achteten. Gleichwohl blieb ein unwohles Gefühl zurück.

 

Spannend wurde es noch bei der statistischen Auswertung der Einschulungsuntersuchungen, die von Frau Klarenbeek, jugendärztlicher Dienst,  vorgetragen wurden.

Auf der Basis einer Anamnese und unter Beiziehung von Impfbüchern und Vorsorgeheften würden Höhr- und Sehtests bei den Kindern durchgeführt sowie Sprache, Motorik, Intelligenz und anderes bewertet. Anschließend folge ein Gespräch mit den Eltern, in denen über die Schulfähigkeit des Kindes bzw. eine Rückstellung diskutiert würde. Die Entscheidung über die Rückstellung müsse dann aber die Schule treffen, bei der das Kind angemeldet würde. Die Quote liege bei ca. 7 Prozent, während andererseits ca. 3 – 4 Prozent der Kinder vorzeitig schulfähig seien.

Auf der Basis von Bildungsstand und Beruf würden die Eltern in drei Ebenen von Sozialstatus eingeordnet. Dabei fiele wieder auf (hier muss man sagen: erwartungsgemäß), dass die Kinder aus einem Elternhaus mit niedrigem Sozialstatus besonders oft Mängel bei der Entwicklung der Sprachfähigkeit sowie im Bereich der Motorik aufwiesen.

Ebenfalls auffällig sei die Tatsache, dass deutlich mehr Jungen als Mädchen derartige Mängel aufwiesen. An diesem Problem arbeite man aber. Das ließ Schultheiß nicht ruhen, und er ergänzte, dass sich dieses Erscheinungsbild durch die gesamte schulische Bildung fortsetze. Deutlich mehr Jungen als Mädchen würden die Schule ohne Abschluss verlassen, und deutlich mehr Mädchen als Jungen legten das Abitur ab. Insofern gingen zumindest bisher alle Bemühungen, so es sie überhaupt gäbe, ins Leere. Dem schloss er die Frage an Frau Klarenbeek an, ob und wie sie als Ärztin sich das erklären könne.

An dieser Stelle ergriff die Sozialbeigeordneten das Wort; ihr seien diese Aussagen unbekannt (Donnerwetter !) und sie fragte nach, woher denn Schultheiß diese Erkenntnis habe. Da sprang die Gleichstellungsbeauftragte Schultheiß zur Seite und betonte, dass seine Aussagen  richtig seien.

Wie nicht anders zu erwarten, wusste Frau Klarenbeek keine Antwort, und der deutlich Frauen-dominierte Ausschuss konnte sich eines stillen Feixens nicht erwehren, denn mit der Diskussion war erwiesen, das die Frauen doch die intelligenteren Wesen seien. Allerdings würden die männlichen Wesen das später wettmachen, so die Gleichstellungsbeauftragte, indem sie im Berufsleben die Führungspositionen besetzten.

In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit und des bevorstehenden Fußballspiels der Europameisterschaft verkniff sich Schultheiß Erwiderungen – es hätte bei der geschlechtsspezifischen Zusammensetzung des Ausschusses auch keinen Sinn gehabt.