24. 11. 2011 Kulturausschuss - Evaluation der soziokulturellen Zentren

Hauptthema der gemeinsamen Sitzung des Kulturausschusses und des Jugendhilfeausschusses (JHA) am 24. 11. 2011 im Gebäude der Fachhochschule Potsdam war der Evaluationsbericht der soziokulturellen Zentren, den Prof. Dr. Voesgen zusammen mit drei Studentinnen der Fachhochschule erarbeitet hat. Nach Aussagen von Herrmann Voesgen haben die drei im „Selbstversuch“ die Zentren, also das Waschhaus, den Lindenpark, das Archiv und das Freiland, besucht und aus eigenem Erleben ihre Berichte gefertigt.

Was kam dabei heraus? Wie schon bei der Zwischenbilanz der „Kulturpolitischen Leitlinien“  vom 29. 8. 2011 gestaltete sich alles positiv; die hochgestellten Erwartungen wurden erfüllt bzw. sogar übertroffen, und die Betreiber der soziokulturellen Zentren, insbesondere das SPI beim Lindenpark, die Leute vom Archiv und der Berufsjugendliche Dirk Hader vom Freiland, haben die drei Elemente der Soziokultur, die Prof. Voesgen mit a) Aktivierung , b) Partizipation sowie c) Offenheit angab, hervorragend erfüllt. Lediglich beim Waschhaus gab es Kritik, die sich vor allem auf interne Auseinandersetzungen der handelnden Personen bezog.

Die Verfasser, die Betreiber und die „Soziopolitiker“ klopften sich ob dieses Erfolgsberichts  gegenseitig auf die Schulter, und selbst Peinke vom Waschhaus stimmte – wenn auch mit süß-saurem Gesicht – ein.

Indem also herausgearbeitet wurde, dass rezeptive Angebote nur im Waschhaus vorhanden und an den anderen Orten die partizipativen deutlich in der Mehrheit waren (hoffentlich weiß der Leser, was unter diesem Kulturkauderwelsch zu verstehen ist), schauen wir uns diese „Erfolgsgeschichte“ einmal genauer an oder fragen wir besser einmal nach, was nicht eruiert wurde:

In der Kulturförderung, und ganz besonders in der Förderung der Soziokultur, ist die Erwähnung von Geld unschicklich. „Schnöder Mammon“ und Kultur, das passt nicht zusammen.

Dabei besteht die Kulturförderung zum größten Teil aus der Verteilung von öffentlichen Geldern und privatem Sponsoring, und die öffentliche Hand hat in ihrer Verantwortung für die Steuergelder ihrer Bürger das Recht, nein die Pflicht, die Effizienz der von ihr eingesetzten Mittel zu überprüfen. Insofern wäre es also eine Notwendigkeit gewesen, bei der Evaluation auch zur Kosten-Nutzen-Relation eine Aussage zu machen. Was liegt da näher, als die Zahl der angesprochenen Jugendlichen, sprich Besucher, ins Verhältnis zu den öffentlichen Geldern zu stellen.

Aber das unterblieb.

Hier muss man wissen, dass allein von der Stadt das Waschhaus, der Lindenpark und das Freiland mit mehr als einer Mill. Euro pro Jahr gefördert werden. Darf man da nicht die Frage stellen, wie viele Jugendliche daran partizipieren? Diese Frage ist umso wichtiger, als eine Studie, die 2010 von der Kulturverwaltung zusammen mit den Stadtwerken in Auftrag gegeben wurde, schon vor der Errichtung des Freilands von einer „Sättigung“ des soziokulturellen Angebots sprach. Bevor man also keine aktuellen Besucher-/Nutzerzahlen bekommt, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die ausgereichten Gelder weniger die Zielgruppe als vielmehr die Sozio-Kulturschaffenden erreichen.

Das Archiv erhält keine Förderung und ist insofern beispielgebend. Aber auch hier darf die Frage gestellt werden, wie viele Besucher es anzieht, zumal einer der Gastronomen vor nicht allzu langer Zeit in der Presse kundtat, dass viele Besucher nur der niedrigen Alkoholpreise wegen den Weg ins Archiv finden. Geht es also nur um ein billiges Besäufnis? Das Gebäude, in dem es untergebracht ist, wird für die Heizung und den Feuerschutz ca. 500.000 Euro verschlingen, und die Gesamtrenovierung wird ca. 2 Mio. Euro kosten. Steht das in Relation zu geschätzten 30 bis 50 Besuchern?

Lediglich das gescholtene Waschhaus nannte Zahlen. Mit ca. 100.000 Besuchern im Jahre 2010 und ca. 120.000 Besuchern in diesem Jahr rückt es in die Spitzengruppe der Kulturträger neben HOT und Nikolaisaal vor.

Was diese Studie des Prof. Voesgen gekostet hat, ist unbekannt. So etwas wird auch angelegentlich verschwiegen. Sie hat aber wichtige Fragen offen gelassen und harte Fakten nicht eruiert und scheint damit das Geld nicht wert gewesen zu sein.