10. 2. 2012 Zur Erweiterung des Stern-Centers
Was macht der Durchschnittsbürger, wenn das Geld knapp ist oder z. B. wegen der steigenden Energiepreise dorthin fließt? Er spart – aber nicht an den Grundnahrungsmitteln, denn hungern und dürsten will letztlich keiner. Aber er spart überall dort, wo es über die Grundbedürfnisse hinaus geht, also vor allem an tatsächlichen oder vermeintlichen Luxusartikeln. Da muss eben das alte Auto noch ein Jahr länger laufen, da kauft man sich eben keine neuen Möbel, und auch in der Kleidung muss man nicht topmodern sein. Die entsprechenden Händler können ein Lied davon singen.
Lassen Sie uns Potsdam und seinen Einzelhandel auf einer abstrakten (statistischen) Ebene betrachten. Denn bei der Beurteilung der Situation muss man wissen, dass in Potsdam eine Kaufkraft von ca. 780 Mill Euro pro Jahr vorhanden ist . Diese Kaufkraft wird in ca. 1.060 Geschäften mit ca. 217.300 qm Verkaufsfläche bedient. Das Stern-Center mit 36.000 qm Verkaufsfläche ist mit Abstand der größte Einzelhandels-Standort und „schöpft“ ca. 44 Prozent der gesamten Potsdamer Kaufkraft ab, danach folgen die Potsdamer Innenstadt mit ca. 36 Prozent Anteil an der Kaufkraft und die Bahnhofspassagen mit ca. 8 Prozent. Der Rest verteilt sich auf Nahversorger und andere Geschäfte.
Das Stern-Center plant – wie die ECE-Manager im Bauausschuss angegeben haben – zusätzlich zum vorhandenen Bestand eine Gastronomieeinheit mit ca. 2.000 qm Fläche in der oberen Etage, einen Sportartikel-Verkauf mit ca. 4.000 qm Verkaufsfläche im Erdgeschoss sowie noch einmal ca. 15 – 20 Geschäfte für Einzelhandel im Obergeschoss. Die Nachfrage des Stadtverordneten Wolfgang Cornelius, Potsdamer Demokraten, wie viele Quadratmeter denn dafür vorgesehen seien, wurde nicht bzw. nur vage beantwortet.
Bereits die Schaffung eines Gastronomiebereichs wird die Aufenthaltsqualität im Stern-Center deutlich verbessern und damit noch mehr Kunden anziehen. Das ist für die Manager des Stern-Centers vernünftig und auch legitim, gleichwohl dürfen die Händler im Nahbereich (Havel-Nuthe-Center, Stern, Kirchsteigfeld) nicht außer Betracht gelassen werden. Da von ihrem Einzugsgebiet das Stern-Center fußläufig zu erreichen ist, werden sie noch mehr als bisher unter der Anziehungskraft zu leiden haben. Gleichwohl, man wird es aus rechtlichen und tatsächlichen Gründen nicht verhindern können und wollen.
Etwas anders sieht es mit den 15 – 20 zusätzlichen Einzelhandelsgeschäften aus. Sie widersprechen immer noch dem Einzelhandelsgutachten aus dem Jahre 2008, das von der SVV verabschiedet wurde, immer noch gültig ist und der Stärkung der Einkaufsinnenstadt sowie des Stadtteilzentrums Babelsberg Priorität einräumt. Der Leerstand in der Innenstadt hat sich zwar verringert, ist aber immer noch nicht zu übersehen, und die rund um das Stadtschloss entstehenden neuen Geschäfte müssen auch erst einmal einen Mieter und eine Nische finden.
Gleichwohl kann nicht für immer und alle Zeiten über die Innenstadt eine „Schutzglocke“ gestülpt werden. Auch das Stern-Center besteht nicht nur aus ECE-Managern, sondern ist auch eine Summe von Einzelhändlern, die ein berechtigtes Interesse daran haben, ihr Zentrum so attraktiv wie möglich zu gestalten und damit Kunden aus der näheren und weiteren Umgebung anzulocken.
Die Potsdamer Demokraten sprechen sich deshalb für einen Kompromiss aus, der im Jahre 2012 eine Erlaubnis für die Gastronomie und den Sportartikelanbieter beinhaltet, aber den Umbau für die weiteren 15 – 20 Einzelhandelsgeschäfte in der oberen Etage um weitere fünf Jahre (also bis 2017) hinausschiebt. Bis dahin haben die Händler der Umgebung Zeit, sich auf die veränderte Situation einzustellen.