26. 9. 2023 Die Potsdamer SVV ist manchmal schlichtweg peinlich
Man kann sich gar nicht genug über die Liste der Ehrenbürger in Potsdam wundern, die letztlich auf Beschlüsse der Stadtverordnetenversammlung (SVV) zurückgehen.
Natürlich muss man für die Zeit von Kriegsende bis 1990 Abstriche machen, sind doch damals einige Leute auf die Liste geraten, bei denen man heute ein Fragezeichen machen muss. Aber Korrekturen gab es nur bedingt. Warum z.B. drei hohe sowjetische Offiziere immer noch 33 Jahre nach der Wende dabei sind, bleibt das Geheimnis der Stadtverordneten. Andererseits sind Wehrmachtsangehörige dabei, die bestenfalls als Aktentaschenträger im Dunstfeld des Widerstands vom 20. 7. 1944 mitgewirkt haben. Aber der Ehrlichkeit halber muss man auch konstatieren, dass viele zu Recht Geehrte dabei sind, die die Nominierung verdient haben.
Allerdings lässt auch einiges auf die Stadtverordneten im Kulturausschuss (!) und die politische Kultur in Potsdam schließen, wer bewusst und gewollt nicht in die Liste aufgenommen worden ist.
Schon bei Konrad Adenauer taten sich die Stadtverordneten schwer, waren sie ja vor der Wende überwiegend DDR-Bürger und damit der DDR-Propaganda ausgesetzt. Offensichtlich hatten sie nicht genug Zeit, den Unterschied zwischen roter Infiltration und Realität zu erkennen. Schließlich wurde der BRD-Kanzler in der DDR 40 Jahre lang als Rechter und Erzfeind gebrandmarkt, und das wirkt bei den politisch Verantwortlichen bis heute nach! So blieb denn für den von den Nazis abgesetzten OB von Köln Konrad Adenauer, Gegner und Verfolgter des Nazi-Regimes, nur eine unbedeutende Kreuzung in Babelsberg ohne Häuser, in denen Potsdamer/-innen wohnen, übrig.
Noch schlimmer erging es dem Schöpfer der Einheit, dem CDU-Kanzler Helmut Kohl. Unsere Stadtverordneten wollen in ihrer Mehrheit immer noch nicht wahrhaben, dass Kohl in zähen und später sogar freundschaftlichen Verhandlungen mit UdSSR-Chef Gorbatschow die deutsche Einheit erst ermöglicht hat. Damit nicht genug: die SPD-, Linken-, Grünen- und „Die Andere“-Stadtverordneten sind heute noch stolz darauf, dass sie die Benennung einer Straße nach Helmut Kohl strikt ablehnen, zuletzt bei der Überarbeitung des Straßennamens-Pools durch den Fachbeirat für Erinnerungskultur. Da darf man getrost an der Qualifikation der Mitglieder des Beirats – aber auch an der Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung - zweifeln!
Offen gestanden ist das im Ergebnis auch ganz gut so, denn eine unbedeutende Kreuzung wie bei Adenauer nach ihm zu benennen (zu mehr wären sie auf keinen Fall in der Lage), würde Kohl wahrlich nicht gerecht. Da lasst uns lieber auf bessere Zeiten hoffen und dann eine große und wichtige bedeutende Straße auswählen. Da könnte man beispielsweise an den Nuthe-Schnellweg oder die Breite Straße denken, bei denen kein anderer Geehrter (m/w/d) weichen müsste.