3. 2. 2023 Unsere ausländischen Schüler – eine Bereicherung?

2020 hatten wir in Deutschland 10,6 Mio. Ausländer, ein Anteil von 12,7 Prozent. Rechnet man alle Personen mit Migrationshintergrund dazu, lebten im gleichen Jahr 21,9 Mio. Zuwanderer und ihre Nachkommen (26,7 Prozent von 81,9 Mio. Einwohnern) in Deutschland.
Betrachtet man allein die Kinder, hatten die kleinen Migranten einen Anteil von 39 Prozent. Da können Probleme auf die Gesellschaft zukommen, wenn man vor allem an die arabisch- oder türkisch-stämmigen Kinder denkt, von Merz „die kleinen Paschas“ genannt. Weil es dieser Rangen nicht mehr Herr wurde, hat 2005/06 das Lehrerkollegium der Neuköllner Rütli-Schule die Schulverwaltung gebeten, die Schule zu schließen.
Aber sind alle ausländischen Schüler so? Nein, es gibt auch solche, die sich nicht auf dem Schulhof herumprügeln, die keine Widerworte geben und die die Autorität der Lehrer akzeptieren. Sie sind höflich, zuvorkommend und leistungsorientiert. Es sind die Kinder unserer 2,46 Mio. asiatischen Zugewanderten.
 
Die Chinesen und Thais, aber auch die Vietnamesen und Inder sind die größten Gruppen. Die Lehrer schwärmen von ihnen, arbeiten sie sich doch still und beharrlich mit Fleiß und Ehrgeiz an die Leistungsspitze ihrer jeweiligen Klasse. Ist es da ein Wunder, dass im Schuljahr 2013/14 stattliche 64,4 Prozent der vietnamesischen Kinder den Sprung aufs Gymnasium schafften, während es bei den deutschen Kindern nur 47,2 Prozent waren, obwohl sie durch ihre Muttersprache noch bevorzugt sind? Zum Vergleich: der Anteil der vietnamesischen Schüler beim Sprung aufs Gymnasium resp. auf die anderen weiterführendenden Schulen ist fünfmal so hoch wie der der türkischen Kinder.
 
Diese frappierenden Unterschiede riefen Wissenschaftler auf den Plan, die 720 vergleichbare deutsche, türkische und vietnamesische Familien untersuchten. Die Forscher fanden heraus, dass vietnamesische Eltern vor allem höhere Erwartungen an ihre Kinder hegten, als dies bei deutschen und türkischen Eltern der Fall war. Schon beim geringsten Nachlassen der Leistungen spornten sie ihre Sprösslinge an. Auch Nachhilfe wurde gerne bezahlt, damit sich die Leistungen wieder verbesserten. Soziologen erklären das mit dem wichtigsten Gesetz der Migration: „Asiatische Migranten sind aufstiegsorientiert, sonst wären sie nämlich nicht nach Deutschland gewandert. Bildung ist dabei die einzige Karte, auf die sie wirklich setzen können.“
Andere Bildungswissenschaftler begründen das Phänomen mit dem Ansehen der Sekundärtugenden „Fleiß“ und „Disziplin“, während unsere deutschen Pestalozzi-Nachfolger betonen, der Unterricht müsse vor allem Spaß machen und spannend sein. Die Eigenanstrengungen der Kinder werden dabei gern ausgeblendet, ebenso wie das Leistungsprinzip. Das ist jedoch in der Schule unverzichtbar, wenn man auf vernünftige Lernergebnisse überhaupt noch Wert legt. Die Abschaffung der Zensuren in manchen Klassen ist dafür ein beredtes Beispiel.
 
Das kannten wir auch einmal in Deutschland, als es noch hieß: „Ohne Fleiß kein Preis!“ Aber in unserer heutigen Spaß- und Eventgesellschaft verhallen derartige Appelle ungehört. Müssen wir von unseren asiatischen Einwanderkindern lernen?