5. 7. 2022 Die Humboldt-Uni und ihre Interpretation von „Freiheit der Wissenschaft“

Wieder einmal macht die Humboldt-Uni wegen eines abgesagten Vortrags bei der Langen Nacht der Wissenschaften in Berlin von sich reden: Eigentlich sollte Marie-Luise Vollbrecht, Doktorandin an der HU in der Verhaltensphysiologie, am Samstagnachmittag im HU-Hauptgebäude Unter den Linden zum Thema Geschlecht sprechen. „Geschlecht ist nicht Geschlecht, Sex, Gender, und warum es in der Biologie zwei Geschlechter gibt“, lautet der Titel. Doch nachdem Studentengruppen Proteste angemeldet hatten, sagte die HU den Vortrag kurzfristig ab.

Mitinitiator der Protestler war u. a. der „Arbeitskreis kritischer Jurist*innen“, dessen Studenten alle (noch) keine Juristen sind, sondern es erst bei einem positiven Studienverlauf werden wollen. Was da wohl auf die Gesellschaft zukommt, denn laut ihrer Selbstbeschreibung verstehen sie ihr Studium „in einer krisenhaften Gesellschaft als Mittel, den Marginalisierten zu ihrem Recht zu verhelfen“. Im Aufruf der Studierenden hieß es: „Geschlossen gegen Trans*feindlichkeit!“

Und die Uni hatte nichts Eiligeres zu tun, als den Vortrag abzusagen. Die Uni-Sprecherin  begründete, es sei eine „Entscheidung im Sinne der Gesamtveranstaltung gewesen. Es bestand die Gefahr, dass das Fest der Wissenschaften komplett durch den Konflikt um den Vortrag überschattet worden wäre.“

Stein des Anstoßes war aus Sicht der Protestierer, dass Vollbrecht zu den fünf Autoren eines „Welt“-Artikels gehört, der vor ca. einem Monat breit diskutiert wurde. Unter dem ursprünglichen Titel „Wie ARD und ZDF Kinder sexualisieren und umerziehen“ hatten die Autoren dem ÖRR vorgeworfen, bei den Themen „geschlechtliche und sexuelle Identität“ eine „bedrohliche Agenda" zu verfolgen. In zahlreichen Sendungen werde die Tatsache geleugnet, dass es nur zwei Geschlechter gäbe: „Wir verlangen eine Abkehr von ideologischer Betrachtungsweise – und zwar insbesondere bei dem Trend-Thema „trans“, lautete eine Kernforderung. Dem wurde ein „Dossier“ von Fällen beigefügt, das die Thesen belegen sollte.

So ist das heutzutage: Wenn jemand eine Meinung vertritt, die nicht im Mainstream liegt, darf er/sie/es diese Auffassung nicht mehr öffentlich artikulieren. Wie hat sich doch die Humboldt-Uni seit der Zeit ihrer großen „Forscher und Entdecker“ vor allem im medizinischen Bereich vor mehr als 100 Jahre verändert! Auch damals mussten sich oft Lehrende gegen den Mainstream durchsetzen, wurden jedoch nicht mundtot gemacht und haben damit die Medizin weltweit nach vorn gebracht!