30. 3. 2022 Anstieg der Verbraucherpreise

Die Deutschen Presse-Agentur (dpa) vermeldet den stärksten Anstieg der Verbraucherpreise seit 30 Jahren. Offensichtlich arbeiten dort nur junge Leute, denn Menschen reiferen Alters wissen, dass die Verbraucherpreise seit der Währungsreform nach dem 2. Weltkrieg, also seit 1948,  noch nie so stark angestiegen sind wie heute.

Pars pro toto Sachsen-Anhalt: Die Verbraucherpreise sind im März 2022 in Sachsen-Anhalt nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Halle um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat angestiegen. Besondere Treiber seien insbesondere die Energieträger. Der Preis für Heizöl stieg laut Statistikbehörde im Vergleich zum März 2021 um knapp 117 Prozent. Gas verteuerte sich im Jahresschnitt um etwa 40 Prozent, Dieselkraftstoff um 60 Prozent. Der Preis für ein Liter Superbenzin ging um fast 40 Prozent nach oben, Strom wurde um 20 Prozent teurer.  

Aber auch die Lebensmittelpreise schossen zuletzt nach oben. Speisefette und Speiseöle sind im Vergleich zum März 2021 im Schnitt um 17 Prozent teurer, Gemüse um etwa 16 Prozent. Geflügelfleisch wurde mit einem Preis-Plus von etwa 27 Prozent, seit März 2021 erheblich teurer. Außerdem trugen steigende Kosten für Bekleidung für Damen, Brot und andere Teigwaren sowie Speiseeis im einstelligen Prozentbereich zur Teuerung bei.

Da ist der Ukraine-Krieg ein willkommener Anlass, alles auf ihn zu schieben. Aber es gibt ihn  erst seit ca. vier Wochen, und die Preise sind kontinuierlich seit Monaten überproportional gestiegen. Nehmen wir als Beispiel die Benzinpreise: Seit vielen Monaten erhöhen die Öl-exportierenden Länder die Preise, aber wenn sie ihn um 5 Cent pro Liter erhöhen, legen die Mineralölfirmen flugs noch deutlich eins drauf und erhöhen um das Doppelte. Und wenn die Importpreise sinken, vergessen sie natürlich, die Preise zum gleichen Zeitpunkt in gleichem  Maße zu senken. Da muss erst der Habeck mit dem Kartellamt drohen, bevor sich an den Tankstellen etwas tut.

Ja, wir haben eine Inflation! Nicht so stark wie in den 20ern des vergangen Jahrhunderts, aber so stark, dass wir starke Einkommenseinbußen hinnehmen müssen. Oder hat jemand eine Einkommenserhöhung von 7,7 Prozent erhalten, um das auszugleichen?

Zur Erinnerung: Jede Inflation ist ungerecht und unsozial. Sie setzt armen Menschen stärker zu als reichen. In einkommensschwachen Haushalten machen die lebensnotwendigen Ausgaben etwa für Wohnen, Heizen oder Essen einen größeren Teil des Budgets aus als bei Wohlsituierten. Wenn diese Güter teurer werden und man schon zuvor kaum Geld beiseitelegen konnte, werden die Mittel für den ärmeren Teil der Bevölkerung rasch knapp. Deshalb bleibt oft nur die Einschränkung des Verbrauchs.

Das müsste linke Parteien, die sich als Fürsprecher der Besitzlosen gerieren, eigentlich auf den Plan rufen. Tut es aber nicht.

Denn eine wirksame Sozialpolitik, wie sie von den linken Parteien zu Recht eingefordert wird, wäre primär eine konsequent anti-inflationäre Politik. Der frühere deutsche Arbeitsminister Norbert Blüm sagte aus gutem Grund: „Inflation ist der Taschendieb der kleinen Leute.“ Der CDU-Politiker lobte daher Preisstabilität als eine „Verteilungspolitik ohne Formulare und Anträge, ohne Schalter und Genehmigungsbehörden“. Man würde sich wünschen, dass irgendwann auch die linken Parteien diesen Vorzug erkennen – und getreu ihrem sozialen Anspruch zu handeln beginnen.

Leider gibt es auch unter den Journalisten nur wenige (zu wenige), die etwas von Wirtschaft und Finanzpolitik verstehen. So fehlt nahezu jeder journalistisch-öffentliche Verweis auf die Doppelmoral derjenigen Politiker, die Einkommensschwache als ihre Schutzbefohlenen sehen, aber nicht begreifen wollen oder vermutlich auf Grund fehlender Bildung auch nicht können, dass die Inflation ihre Klientel am stärksten bestraft.