24. 3. 2022 Sonntagsverkaufsverbot für Museums-Shops in Sanssouci

Man hält es nicht für möglich: Sonntags dürfen in den Museums-Shops in Sanssouci keine Souvenirs mehr verkauft werden. Das hat das Ordnungsamt der Landeshauptstadt Potsdam verfügt.

Es stützt sich dabei auf das Ladenschlussgesetz des Landes Brandenburg. Die drei Verkaufsstellen von Souvenirs am Neuen Palais, am Schloss Sanssouci und in der Bildergalerie müssen wie alle anderen Geschäfte sonntags ihre Läden schließen. Dass darunter vor allem die Besucher leiden, die sonntag- und feiertags in wesentlich größeren Zahlen die Schlösser besichtigen und oft von weither kommen, ist unseren Tugendwächtern in der Potsdamer Stadtverwaltung egal. Und ihnen ist es auch gleichgültig, dass die Verkaufserlöse der Läden willkommene, nicht unbedeutende Nebeneinnahmen für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) darstellen.

Es soll aber keiner sagen, dass das Ordnungsamt aus eigener Machtbefugnis gehandelt habe. In derartige einschneidende Maßnahmen muss die Hausspitze der Stadtverwaltung, also der Oberbürgermeister mit seinem zuständigen Beigeordneten, eingebunden sein – oder er hat ihre Verwaltung nicht im Griff!

Irgendwie sind wir wieder bei Schillers Wilhelm Tell, da alle Passanten den Gessler-Hut auf der Stange grüßen mussten. Er ist mittlerweile im deutschsprachigen Raum zu einer Redensart geworden für staatliche Maßnahmen, deren  einzig sinnfälliger Zweck die Erzwingung untertänigen Verhaltens ist. So hat es sogar im 20. Jahrhundert noch eine vergleichbare Doublette gegeben: Eine Variante des Gesslerhutes ließ Hermann Göring im KZ Dachau errichten. Da ihn die beiden katholischen Priester Josef Zülliken und Johannes Schulz am 27. Mai 1940 in einem Gartenlokal nicht gegrüßt hatten, wurden sie noch am selben Abend verhaftet und zur Bestrafung ins KZ eingeliefert. Dort mussten sie  ständig mit zum Hitlergruß erhobenem Arm an einer auf eine Stange gesteckten Uniformmütze vorbeimarschieren, die Göring symbolisieren sollte.

Natürlich kann man Potsdam nicht mit dem III. Reich vergleichen und auch Schubert nicht mit Göring, aber die Befolgung sinnloser Vorschriften um der Vorschriften willen ist wohl eine typisch preußisch-deutsche Angelegenheit.  Und hier in Potsdam wohl ganz besonders, wenn man an die langen Diskussionen seinerzeit um die Ladenöffnungen im Holländischen Viertel denkt, als die dortigen Händler ebenfalls mit ihrem Wunsch auf sonntägliche Öffnung in den Nachmittagsstunden, wenn besonders viele Touristen durch die Straßen strömen, krachend gescheitert sind.

Ein Zeichen für eine bürgerfreundliche Verwaltung wäre es, wenn man nicht stur die Vorschriften durchsetzt, sondern mit den Betroffenen gemeinsam darüber nachdenkt, wie man dem Anliegen Rechnung tragen kann. Wie wäre es denn mit einer Sondererlaubnis? Beim Shop im Museum Barberini geht es doch auch!

Übrigens: Eis- oder Würstchenbuden wären sonntags auch in Sanssouci  gesetzlich zulässig – Kultur ist es nicht!