12. 1. 2022 Die Lebensmittelpreise in Deutschland und der EU

In einem Interview mit der „Bild"-Zeitung sagte unser neuer Landwirtschaftsminister Cem Özdemir, es dürfe keine Ramschpreise für Lebensmittel mehr geben, denn die, so begründete er, trieben Bauernhöfe in den Ruin, verhinderten mehr Tierwohl, beförderten das Artensterben und belasteten das Klima. Das ist wahre Logik - mehr grüne Gründe gibt es nicht!

Aber lassen sich mit teureren Verbraucherpreisen Bauern und Umwelt wirklich besser schützen, ohne dabei die Ärmsten unserer Gesellschaft zu überfordern?

Zunächst ein Blick auf Deutschland. Inflationsbedingt sind die Lebensmittelpreise  in Deutschland in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, und im 2. Halbjahr 2021 überboten sich die Discounter bei den Preiserhöhungen gegenseitig! Schauen Sie doch ´mal, wie beim primus inter pares, bei ALDI, die Preise bei Butter, Milch, Eier oder Wurst gestiegen sind! Ein Warenkorb mit Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränken, der 2015 noch 100 Euro gekostet hat, kostete lt. destatis Mitte 2021 bereits 113 Euro. Und darin ist die galoppierende Preiserhöhung des zweiten Halbjahres noch nicht enthalten!

Der EU-Vergleich zeigt: Beim Preisniveau für Lebensmittel lag Deutschland zuletzt knapp über dem EU-Durchschnitt. Die europäische Statistikbehörde Eurostat vergleicht die Lebensmittelpreise in Europa und gibt den EU-Durchschnitt mit einem Wert von 100 an.

Deutschland landet mit einem Wert von 102,7 in Europa an 16.Stelle. Angeführt wird das Ranking von der Schweiz (172,2), die allerdings kein EU-Mitglied ist. Wenn man dabei die Durchschnittseinkommen von 78.000 Schweizer Franken in Relation setzt, merkt man, dass die Zahlen ohne Berücksichtigung des Einkommens wenig aussagen. Und auch die Basis von 100 als Durchschnitt der EU lässt keine Rückschlüsse darauf zu, wie stark die Preise gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind.

Am niedrigsten ist das Preisniveau mit weniger als  80 Prozent in den Ländern Türkei, Nordmazedonien, Rumänien, Polen, Bosnien und Bulgarien. Nur einmal am Rande: Diese Länder gehören nur zum Teil zur EU - sie haben aber eigene Währungen, also nicht den Euro! Kann es sein, dass der Euro auf vielfältige Weise zu einem wesentlichen Teil der Preistreiber ist? Jedenfalls fahren die Brandenburger gern nach Polen, und das nicht nur zum Tanken!A

Zurück zu Cem Özdemir! Wenn wir uns die Preise im Einzelhandel ansehen, also beispielsweise die Preise für Butter, Eier, Milch oder Gemüse, dann müssen wir deutlich tiefer in die Tasche resp. ins Portemonnaie greifen. Vermutlich stecken sich aber der Groß- und der Einzelhandel die Mehreinnahmen in die eigene Tasche, statt sie an die Erzeuger weiterzugeben. Insofern sind die Özdemir`schen  „Ramschpreise“ in Bezug auf den Verbraucher schlichtweg unwahr, und er wäre gut beraten, das Übel beim Handel, nicht beim Verbraucher zu suchen!