23. 12. 2021 Teuerungsrekorde: Die Inflation frisst die Lohnerhöhungen auf

Beim Kauf der Weihnachtsgeschenke, aber vor allem der Nahrungsmittel für die Feiertage haben wir es gemerkt: In Deutschland steigen die Preise in diesem Jahr deutlich stärker als die Tariflöhne. Als seien die vierte und die fünfte Corona-Welle nicht genug, werden wir derzeit auch noch von einer ökonomischen Plage heimgesucht: An der Tankstelle, im Supermarkt und im Restaurant zahlen wir deutlich höhere Preise als noch vor einem Jahr. So hat Im November  die Inflationsrate, gemessen am deutschen Verbraucherpreisindex,  5,2 Prozent und gemessen am (mit einem anderen Warenkorb arbeitenden) harmonisierten Verbraucherpreisindex der EU gar 6 Prozent betragen.  

Eine höhere Inflationsrate gab es laut Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) letztmals im Juni 1992.

Zu diesem Preisschub trugen insbesondere die gestiegenen Preise für Öl und Gas bei, weshalb der Preisindex für Heizöl und Kraftstoffe sehr viel stärker in die Höhe geschossen ist als der Gesamtindex.

Eine der Ursachen für die derzeit besonders hohen Werte seien sogenannte Basis- und Sondereffekte, beschwichtigen die Ökonomen. So habe die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer  das Preisniveau im zweiten Halbjahr 2020 gedrückt, obwohl tatsächlich nahezu nichts beim Verbraucher angekommen ist. Auch seien die Energiepreise im letzten Jahr pandemiebedingt stark eingebrochen. Deshalb sei die Vergleichsbasis bei der Berechnung der Inflationsraten sehr niedrig. Aber die Einführung der CO2-Besteuerung – beschönigend „Abgabe“ genannt - Anfang 2021 spielt eine wichtige Rolle. Zwar führte die Besteuerung von 25 Euro pro Tonne „nur“ zu einer Benzinpreiserhöhung von ca. 7 Cent  (Diesel und Heizöl um 7,9 Cent) pro Liter, doch wohin dieser Dammbruch tatsächlich geführt hat, kann jeder beim Tanken feststellen.

Ein Ende ist nicht abzusehen, denn bis 2025 soll der Preis für eine Tonne um 55 Euro steigen!

Vergleicht man nicht die Preise von November 2021 mit jenen vom November 2020, sondern die Jahresdurchschnitte, sieht die Entwicklung nicht ganz so dramatisch aus. So erwarten die Volkswirtschaftler für das ganze laufende Jahr „nur“ eine Inflationsrate von 3,1 Prozent. Das ist allerdings noch immer deutlich höher als in den letzten Jahren, in denen die Teuerung immer unter 2 Prozent geblieben ist.

Was Lohn- und Gehaltsempfänger besonders schmerzen dürfte: Während die Preise im laufenden Jahr überdurchschnittlich steigen, ist es bei den Löhnen geradezu umgekehrt. Nach vorläufigen Berechnungen, die das Statistische Bundesamt (destatis) vor kurzem veröffentlich hat, werden die Tarifverdienste im Jahresdurchschnitt voraussichtlich nur um 1,3 Prozent höher liegen als 2020. Dies wäre der geringste Anstieg seit 2010 und läge damit deutlich unter der Inflationsrate, sagt destatis. Mit anderen Worten: Die Arbeitnehmer, die nach Tariflöhnen bezahlt werden, erleiden im statistischen Durchschnitt einen Reallohnverlust, weil der Anstieg ihrer Nominallöhne unter der Inflationsrate bleibt.

Die bange Frage lautet nun: Wie wird es weitergehen?

Viele Ökonomen und die meisten Banken erwarten, dass die Inflation länger anhalten wird, als zu Beginn des Anstiegs von der Politik und der EZB beschönigend behauptet. Denn die mit den Lieferengpässen einhergehenden Kostensteigerungen und die verzögerten Anpassungen an die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise werden noch eine Weile preistreibend wirken.

Auftrieb erhalten könnte die Teuerung durch die von der Ampelregierung eingeführte Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns auf 12 Euro. Umkehrt dürfte ab 2023 die geplante Abschaffung der EEG-Umlage (Zuschlag auf den Strompreis zur Finanzierung  erneuerbarer Energien)  preisdämpfend wirken. Und die Steigerung der CO2-Abgabe die in den kommenden Jahren sollte auch nicht vergessen werden, ist sie doch politisch gewollt.

So hat die Politik nicht allzu viele Hebel zur Dämpfung der Teuerung. Die internationalen Lieferkettenprobleme und die globalen Energiepreise liegen weitestgehend außerhalb ihres Einflussbereichs.

Und von den Banken ist auch keine Hilfe zu erwarten, denn die zuständige EZB wird ihre Politik des lockeren Geldes auf absehbare Zeit nicht ändern! Hier sind wir bei einem weiteren  Problem, dessen sich Otto Normalverbraucher nicht bewusst ist: Sein Sparguthaben (lt. statista 7,3 Billionen Euro im 2. Quartal 2021) sinkt im gleichen Maße wie die Geldentwertung und wird auch nicht durch Einkommenserhöhungen ausgeglichen!

Aber noch regt sich niemand darüber auf!