24. 7. 2021 Jahrhundert-Hochwasser im Ahrtal
Am Abend des 30. Mai anno Domini 1601 verfinsterte sich nachmittags der Himmel, so die Chronik des Dorfes Antweiler. Ein „Ungewitter“ mit Regen und Hagel „stürzten hernieder“, so dass die Bewohner an den Weltuntergang glaubten. Die anschließende Flut hat „neben anderen grossen Schaden mitt sich genomen 16 Gebeuten, Heusern, Scheuren und Stellen und … 9 Personen [sind] ertrunken.“ In einem Dorf im Ahrtal, in dem damals nur etwa 180 Seelen gelebt haben.
Wie groß die Schäden weiter flussabwärts waren, berichtet die Antweiler Chronik nicht. Aber man kann davon ausgehen, dass auch sie beträchtlich waren, denn Antweiler liegt am Oberlauf der Ahr und die Flutwelle des „Unwitters“ floss damals wie heute weiter flussabwärts. Etwa ins zehn Kilometer entfernte Dorf Schuld, das vorige Woche vom Hochwasser besonders schwer getroffen wurde.
Auch am Dienstag, dem 1. August 1719, trat die Ahr ebenfalls aus ihrem Flussbett. Nicht so verheerend wie 118 Jahr zuvor, aber doch mit Macht. So berichtet die Chronik des Stiftes am Kalvarienberg im heutigen Bad Neuenahr-Ahrweiler, dass in Heppingen eine Mauer von der Flut einfach „umgeworffen“ wurde, genauso wie eine Allee, deren Pfosten „bis nach Lorsdorf getrieben“ sind, also etwa zwei heutige Kilometer flussabwärts. Zwei Knechte und eine Verwalterin des Stifts hatten sich nur noch in die Bäume retten können, bis „hülff“ kam. So schnell war das Wasser gekommen. Und auch am Oberlauf der Ahr hatte die Flut Schäden angerichtet, so musste etwa die erst 20 Jahre zuvor errichtete Dorfkapelle in Schuld runderneuert werden.
Nach den Meldungen der damals verantwortlichen französischen Behörden führte die Ahr bereits seit Tagen Hochwasser, als am 21. Juli 1804 ein Unwetter folgte.
Innerhalb kurzer Zeit schwollen alle Nebenflüsse an. Dann kam die Flut. Im heutigen Bad Neuenahr-Ahrweiler schrieb ein Chronist, dass das ganze „getraidt überschwemt“ sei. Und Pastor Fey im sechs Kilometer flussabwärts gelegenen Bodendorf notiert in seinem Tagebuch: „Den 21. [Juli] bin ich mit He[rrn] Dechant Radermacher über den Berg nach Remagen [am Rhein] gegangen und oben auf dem Berg fang es dergestalten an zu regnen, daß wir beide bis an die Haut naß in Remagen angekommen. In selber Nacht ist auch die Ahr so angewachsen, dass … alle möglich Hausgeräthe, Bauhölzer und todte Menschen auf dem Felde gefunden worden, die mit der Ahr dahin getrieben“ worden waren.
Insgesamt kamen bei der Katastrophe 63 Menschen ums Leben. Genauso erging es vielen Pferden, Zugrindern und Vieh. Insgesamt wurden 129 Wohnhäuser, 162 Scheunen und Stallungen, 18 Mühlen, acht Schmieden sowie nahezu alle Brücken zerstört. Weitere 469 Wohnhäuser, 234 Scheunen und Ställe, zwei Mühlen und eine Schmiede wurden beschädigt.
Um die Not im Ahrtal zu lindern, spendeten selbst Kaiser Napoleon 30.000 Francs und die Kaiserin 4.800 Francs. Anschließend sammelte man durch einen Spendenaufruf von Präfekt Chaban zusätzliche 45.000 Francs. Eine enorme Summe, wenn man bedenkt, dass die Witwe eines gemeinen Soldaten damals eine jährliche Pension von 200 Franc erhielt.
Am 13. Juni 1910 nahte das nächste Unheil: Damals schaute ein unbekannter Chronist vom Ahrweiler Kalvarienberg-Kloster hinunter ins Ahrtal und stellte fest: „So hatte man die Ahr noch nie gesehen.“
Anschließend berichtet der Chronist genau das, was wir heute auf Bildern von Polizeihubschraubern und Drohnen in den Medien sehen: „Ein breites schmutziges gelbes Band zog [sich] … durch die Landschaft, ein ungewohntes, alles übertönendes Rauschen machte sich von Minute zu Minute aufdringlicher bemerkbar. (…) Es mochte eben ein viertel nach acht Uhr sein, da trieb in schnellem Laufe eine ganze Holzbrücke am Westfuß des Klosterhügels vorbei: kein Zweifel, die Sache war ernst. Und sie wurde zusehends ernster. Das ungeübteste Auge konnte ein rapides Steigen des Wassers wahrnehmen. (…) In gewaltigen, sich überstürzenden Wellen kam die Hochflut herangezogen, in rasender Fahrt alles mit sich fortreißend, was ihr im Wege stand.“
Bringen wir es auf den Punkt: 1601, 1719 und 1804 gab es noch keine durch Industrie oder Autos verschmutzte Umwelt, und auch 1910 darf man ein Fragezeichen machen, ob denn das nahende Industriezeitalter schon Umwelt- und Klimaschäden verursacht haben könnte.
Heute im Jahre 2021 sind Klimaforscher und Presse sicher: Die Klimafolgen sind die Ursache! Wenn sie sich da `mal nicht geirrt haben! Aber wer wagt es noch, anderer Meinung zu sein?