2. 5. 2021 CDU - Parteibasis und Parteiestablishment driften immer weiter auseinander
Jahrzehntelang hat die Vorsitzende Angela Merkel dafür gesorgt, dass nur Leute in einflussreiche Parteiämter kamen, die man positiv als ihre Gefolgsleute, negativ als ihre Lakaien bezeichnen kann. Andere, die eine eigene Meinung und darüber hinaus auch den Mut hatten, diese öffentlich kundzutun, wurden mehr oder minder knallhart aus dem Führungszirkel hinausgedrängt. Man denke nur an ihren Ziehvater Helmut Kohl, an Friedrich Merz oder Jürgen Rüttgers, Roland Koch, Christian Wulff und Norbert Röttgen. Eine lange Liste politischer Leichen, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt! Und selbst von AKK, ihrer Nachfolgerin als CDU-Vorsitzende, wusste der „Merkur“ zu berichten, dass es erhebliche Reibereien gäbe. Kein Wunder, dass man auch von ihr nahezu nichts mehr hört.
Im Laufe ihrer 16-jäjhrigen Kanzlerschaft hat Merkel die Verantwortung dafür getragen, dass fast nur noch Ja-Sager in ihrer Nähe sind. Lediglich in einem Fall, nämlich der Abwahl der Unions-Fraktionsvorsitzenden Volker Kauder durch den glänzenden Rhetoriker Ralph Brinkhaus, hat sie wohl der politische Instinkt verlassen.
Genau dieser politische Instinkt scheint auch bei ihrer Einschätzung der politischen Denke der CDU-Angehörigen und CDU-Wähler verloren gegangen zu sein. Wie anders ist es zu erklären, dass CDU-ler und –Sympathisanten sich mehrheitlich für Friedrich Merz als neuen CDU-Vorsitzenden aussprachen, die Merkel´sche Entourage jedoch in einem Fall Kramp-Karrenbauer, im zweiten Fall Armin Laschet vorzog?
Alles, was in dieser ehedem konservativen Partei für eine konservative Politik steht, ist heute von Übel. Die DDR-sozialisierte Merkel sorgte dafür, dass die CDU der SPD politisch immer näher rückte, aber nicht der SPD eines Helmut Schmidt, sondern der eines Willy Brandt. Aber offensichtlich ist sie mit der Wende in eine falsche Partei geraten, wie auch der erste brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe besser in der CDU aufgehoben gewesen wäre.
Und im Jahre 2021 erscheint auch noch vom Verlag Droemer-Knaur ein Buch mit dem Titel „Angela Merkel. Die großen Reden“. Die DDR lässt grüßen, in der die Reden Stalins und anderer Größen des kommunistischen Machtbereichs gedruckt wurden und Pflichtlektüre für jeden guten Genossen waren.
Jetzt hat die Merkel-Entourage einen neuen „Feind“ ausgemacht, den früheren BfV-Chef Hans-Georg Maaßen. Hat der es doch seinerzeit bei den vermeintlichen Hetzjagden in Chemnitz gewagt, seine oberste Chefin zu korrigieren, was sich zwar letztlich bestätigte, ihn aber trotzdem seinen Job gekostet hat. Jetzt taucht dieser unbotmäßige Gefolgsmann im Wahlkreis 196 in Thüringen auf und wird dort auch noch als Direktkandidat aufgestellt. Er ist zwar seit 1987 CDU-Mitglied und wäre sicher als zahlendes Mitglied der CDU ob seiner Einkommen und der daraus resultierenden Mitgliedbeiträge weiter gern gesehen gewesen, aber nicht als aktiver Wahlkämpfer für einen Sitz im neuen Bundestag. Zumal er auch noch eine eigene, nicht zu unterschätzende Gefolgschaft in der CDU hat, nämlich die Werte-Union, die die CDU-Spitze scheut wie der Teufel das Weihwasser! Und schon liefen die Parteigranden Sturm, vom Suhler CDU-OB bis zum Thüringischen CDU-Landesvorsitzenden, um die Maaßen-Wahl zu verhindern.
Aber diesmal zeigte die Basis Rückgrat und wählte Maaßen mit deutlicher Mehrheit. Auf Wahlhilfe aus Berlin oder Erfurt darf er aber nicht hoffen!