22. 3. 2021 Geschenke an die Stadt Potsdam
Mit den Geschenken ist es so eine Sache. Spätestens an den Geburtstagen seiner Lieben oder zu Weihnachten spürt das jeder, der sich ein passendes Präsent einfallen lassen will oder muss. Hier gilt der alte Spruch „Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler“. Besonders peinlich sind Geschenke, die man nicht des Beschenkten wegen aussucht, sondern weil man sich derer entledigen will – aus welchen Gründen auch immer.
So ist Potsdam an zwei Geschenke gekommen, die irgendwie peinlich und unangenehme sind. Das eine ist das Glockenspiel. Gab doch der „Tag von Potsdam“, der 21. 3. 1933, an dem der greise Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt hatte, erneut einen Anlass, sich wie in jedem Jahr nicht nur mit der Garnisonkirche, sondern auch mit dem Glockenspiel zu beschäftigen.
Nach dem Reichstagsbrand hatten die Nazis ausgerechnet die Potsdamer Garnisonkirche für dieses Schauspiel auserkoren, und die wird seitdem den Makel nicht mehr los. Nach zwei Stunden war seinerzeit das Spektakel vorbei, und die Nazis feierten ihre Kanzler-Wahl mit einem Besäufnis im Potsdamer Luftschiffhafen. So sollten wir den Luftschiffhafen ebenso in die Reihe der No-go-Arias einordnen wie die Garnisonkirche.
Zurück zum Glockenspiel! Die Grünen und die Linken hatten im vergangen Sommer einen Antrag auf Einschmelzen des Geläuts in die SVV eingebracht, so dass sich die Stadt genötigt saht, ein Gutachten beim ZZF einzuholen. Das kam nun zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass es erhaltenswert sei – trotz der Tatsache, dass der Nachbau 1991 von „konservativen Akteuren aus Politik, Militär und Gesellschaft der Bundesrepublik der 1980er Jahre“ der Stadt geschenkt worden sei. Bäh, aus der Bundesrepublik der `80er Jahre und dann noch von Konservativen!!! Das geht in Potsdam gar nicht, war doch die Bundesrepublik der „Klassenfeind“, und die Konservativen waren es damals schon (und sind es heute erst recht)!
Das andere peinliche Geschenk ist das Deserteur-Denkmal. Das ist den hiesigen Polit-Akteuren deutlich lieber, hatte es doch die Landeshauptstadt Potsdam zu Wendezeiten von der damaligen Bundeshauptstadt Bonn (zugleich in inniger Städtepartnerschaft verbunden) erhalten. Zwar gibt es nirgendwo auf der Welt ein Deserteur-Denkmal, werden doch die Fahnenflüchtigen überall geächtet, doch für Potsdam war es gut genug.
Die Marmorskulptur war 1989 auf Betreiben des „Bonner Friedensplenums“ von dem türkischen Bildhauer Mehmet Aksoy geschaffen worden. Zur Erinnerung: das Bonner Friedensplenum ist Teil der DKP-nahen Friedensbewegung, die so stramm links ist, dass sie 1982 den Friedensnobel-Preisträger Willy Brandt auf der Friedens-Demo im Bonner Lustgarten mit Eiern beworfen hatte. Kein Wunder, dass die Bonner Stadtpolitik sich vehement gegen das Deserteur-Denkmal aussprach.
Um allem Streit ein Ende zu bereiten, beschloss man, das ungeliebte Denkmal der Stadt Potsdam zu schenken, die es auch dankend annahm.
Kommen wir zurück zum Anfang oben: Es ist ein Geschenk, dessen man sich so schnell wie möglich entledigen wollte. Damit ist es die Transportkosten nicht wert, die von Bonn nach Potsdam entstanden sind!