5. 3. 2021 Potsdam hat ein Skandälchen oder die unbotmäßige Ehefrau des Baubeigeordneten

Da hat es doch die Ehefrau des Baubeigeordneten Bernd Rubelt gewagt, eine eigene Meinung, und dann noch eine semi-politische, zu haben. Oder war das gar keine politische Meinung, sondern eine medizinische? Sie hat ein Amt in einer Kleinstpartei angenommen, die sich – wie bisher bekannt – ohne Schaum vor dem Mund gegen die Impf-Pflicht ausspricht. Zwar betonen alle Politiker und Mediziner, dass es keine Impf-Pflicht geben soll, aber wer sich tatsächlich dagegen ausspricht, gerät sofort in den Verdacht, ein Reichsbürger oder Rechter oder Schlimmeres zu sein.

Und die PNN – ein Lokalableger des Berliner Tagesspiegels - schlachtet das genüsslich aus. Im Moment testet sie noch ein bisschen mit einem Hauch von gespieltem Scherz und Ironie und wartet wohl auf den Aufschrei der Gutmenschen in Potsdam. Vermutlich um sich dann langsam zu steigern und die Stimmung derart anzuheizen, dass der Beigeordnete Rubelt in seiner Person und in seinem Amt beschädigt wird. Dass die MAZ sich zurückhält, obwohl sie das auch schon seit dem Nachmittag wusste, spricht für sie.

Versuchen wir einmal, die Angelegenheit ruhig und sachlich zu sehen. Frau Rubelt, die von ihrem Mann auch finanziell unabhängig ist, hat sich gegen die Impf-Pflicht geoutet. Ist das verboten? Darf man/frau das nicht? Obwohl alle Politiker und Virologen immer wieder die Freiwilligkeit der Impfung betonen? Sie darf auch eine eigene Meinung haben, selbst wenn das der Einstellung der meisten anderen Menschen, auch des Verfassers dieser Zeilen, widerspricht. Hier sei an den großen Philosophen Voltaire erinnert, der weniger Jahre vor der Französischen Revolution sagte: „Ich bin zwar nicht Ihrer Meinung, aber ich werde alles dafür tun, dass Sie sie äußern können.“

Und Herr Rubelt, der Baubeigeordnete? Soll er seiner Frau das Wort oder den Eintritt in die Splitterpartei verbieten (wobei die Frage ist, ob er es überhaupt kann)? Oder soll er sich gar nach vielen Ehejahren von ihr distanzieren? In der langen Geschichte der Bundesrepublik gab es schon Ehepaare auch der Polit-Eliten, bei denen der eine Ehepartner der einen und der andere einer anderen Partei angehörte. Na und? Bei denen wird sicherlich kein gemeinsames Anschweigen nach Feierabend die Regel gewesen sein, denn man hat neben dem allgemeinen Gedankenaustausch noch viele politische Diskussionspunkte, die einer ehelichen Erörterung wert sind.

Sind diejenigen, die über Familie Rubelt die Nase rümpfen, politische Gutmenschen bzw. angepasste Journalisten, die eine vom Mainstream abweichende Meinung partout nicht tolerieren wollen und können? Oder sind es Vertreter eines überlebten Patriarchats, die von der Ehefrau vor allem Anpassung an den Ehemann fordern? Im Sinne Schillers Glocke: „Und drinnen waltet die züchtige Hausfrau, die Mutter der Kinder…“[1]

Man darf gespannt sein, wie sich die Frauen in der Politik und in der Verwaltung positionieren!



[1] Schillers Glocke geht weiter: „sie lehret die Mädchen und wehret den Knaben und reget ohn` Ende die fleißigen Hände.“