28. 2. 2021 Straßenumbenennungen und Behördensprache in Berlin
Das Zigeunerschnitzel und die gleichnamige Soße haben es bei einer der letzten Talkshows und dem darauf einsetzenden Shitstorm wieder einmal an den Tag gebracht. Immer noch geht es um die richtige Sprache: gendergerecht, antirassistisch und auch sonst nirgendwo aneckend. Alles, was einen rassistischen Bezug haben könnte, ist umzubenennen. Die Mohrenstraße in Berlin oder Onkel Toms Hütte als U-Bahn-Haltestelle und anderer Unsinn lassen grüßen.
Hier soll die jüdische Publizistin Hannah Arendt zitiert werden, die zu der Geisteshaltung und der Motivation Folgendes treffend beschrieben hat:
„Moralisch gesehen ist es ebenso falsch, sich schuldig zu fühlen, ohne etwas Bestimmtes angerichtet zu haben, wie sich nicht schuldig zu fühlen, wenn man tatsächlich etwas begangen hat. Ich habe es immer für den Inbegriff moralischer Verwirrung gehalten, dass sich im Deutschland der Nachkriegszeit diejenigen, die völlig frei von Schuld waren, gegenseitig und aller Welt versicherten, wie schuldig sie sich fühlten.“
Genauso schlimm ist es mit der Bezeichnung von Männern und Frauen. Was uns sprachlich sonst noch erwartet, wenn linksgrüne Politiker an der Macht sind, kann man in Berlin besichtigen. Der dortige Justizsenator Dirk Behrendt (B 90/Die Grünen) hat einen Leitfaden mit Berlins neuem Behördensprech vorgelegt. „Ausländer“ sind jetzt „Einwohnende ohne deutsche Staatsbürgerschaft“, „Illegale Einwanderer“ sind „undokumentierte Migrationen und Migranten“ und Menschen mit Migrationshintergrund sind „Menschen mit internationaler Geschichte“. Herausgegeben wurde der Leitfaden von der Berliner Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung.
Bei der „gendergerechten“ Verwendung des Partizips Präsens kräuseln sich langsam die Nägel. Aus Studenten werden Studierende, aus Läufern Laufende und aus Sängern Singende. Dabei ist es ein großer Unterschied, ob der Singende Udo Jürgens gestorben ist oder der Sänger Udo Jürgens, hat er sich doch im ersteren Fall während des Gesangs verabschiedet (was bekanntermaßen nicht der Fall war). Auf das mitgesprochene Gendersternchen oder Binnen-I soll hier gar nicht erst eingegangen werden.
Der Roman „1984“ von Georg Orwell lässt grüßen, in dessen fiktivem Staat die Menschen durch eine neue, von oben verordnete Sprache umerzogen werden sollten.
Können eigentlich nur totalitäre Staaten „Gleichdenk” erzwingen oder funktioniert das auch in Demokratien? Ganz ohne Geheimpolizei? Nur mithilfe ambitionierter Journalisten und Politiker? Wir sollten Orwell lesen und uns unser Sprachgefühl in Deutschland, dem Land der Dichter und Denker, bewahren. Es geht nicht darum, unsere Sprache von Diskriminierung zu befreien, sondern die Diskriminierten von der Diskriminierung!
Sprachkontrolle ist der Feind der Freiheit, leider findet man sie nicht nur in totalitären Staaten.