30. 1. 2021 Der ADAC und die Autofahrer in Potsdam

Der Verfasser dieser Zeilen ist seit 1962 Mitglied des Allgemeinen Deutschen Automobilclubs (ADAC) und hat eine frühe Mitgliedsnummer, die heute ihresgleichen sucht. Aber er war seit geraumer Zeit mit seinem Automobilclub unzufrieden, ist der doch immer um die Landeshauptstadt Potsdam herumscharwenzelt, statt deutlich die Interessen der Autofahrer zu vertreten. Bei so mancher Diskussion, z. B. der Einengung der Zeppelinstraße, hätte man sich eine klare Stellungnahme des ADAC gewünscht. Stattdessen überließ er das Feld dem Verkehrsclub von Deutschland (VCD), der ob seiner Grün-Ausrichtung  mit den Autofahrern wahrlich nichts am Hut hat, oder dem Fahrradclub ADFC, der natürlich primär die Interessen der Fahrradfahrer vertritt.

Nun aber kann der ADAC nicht anders: Die letzte Umfrage des ADAC unter den Autofahrern, Fahrradfahrern, Fußgängern und ÖPNV-Nutzern (Anwohner, Pendler und Besucher), die gestern veröffentlicht worden ist,  brachte ein für uns Potsdamer Autofahrer nicht unerwartetes Ergebnis: Im Vergleich von 29 deutschen Mittel-Städten zwischen 160.000 und 366.000 Einwohnern belegte Potsdam bei den Autofahrern mit einem Ergebnis von –13 den letzten Platz. Die Einengung der Zeppelinstraße, die Verhinderung des Havelübergangs an der Pirschheide oder die Planung in Krampnitz mit nur einem halben Stellplatz pro Wohnung und viele andere Entscheidungen sprechen Bände.

Das will etwas heißen: Potsdam auf dem letzten Platz! Der einzige, der von diesem Ergebnis überrascht war, ist der verantwortliche Verkehrsplaner der Potsdamer Stadtverwaltung, der Verkehrsingenieur Norman Niehoff. Wollen wir hoffen, dass er in der Tagespresse falsch zitiert worden ist, denn wenn das tatsächlich für ihn eine Überraschung gewesen sein sollte, dann muss man sich fragen, wie realitätsfern er sein Amt ausübt. 

Nein, die Schuld an dem automobilfeindlichen Agieren der Potsdamer Verwaltung tragen die Mehrheitsfraktionen der Stadtverordnetenversammlung und die örtliche Presse mit ihren wahrlich nicht gut besoldeten Journalisten. Die ersteren mit den Grünen an der Spitze finden den motorisierten Individualverkehr sowieso des Teufels, und die letzteren, die sich ob ihres kargen Gehalts oft kein Auto leisten können, solidarisieren sich mit den Fußgängern und Fahrradfahrern und klatschen in ihren Kommentaren Beifall.

Man darf noch einen Schritt weitergehen: Die eigentliche Ursache liegt beim Wähler, der so und nicht anders gewählt hat – mit anderen Worten: jede Stadt hat die Verwaltung mit ihren Entscheidungen, die sie verdient. Sich jetzt in der Umfrage des ADAC zu beklagen, ist nicht zielführend.

Man kann nur hoffen, dass der ADAC endlich aufwacht und zuvörderst die Interessen derer deutlicher vertritt, die er in seinem Namen führt. Das sind die „Automobil“-Nutzer, also die LKW-, PKW- und Motorrad-Fahrer! Nicht zu Lasten des Fußgänger und Fahrradverkehrs, aber in einem fairen Ausgleich!