15. 1.2021 Frauenförderung und Gleichberechtigung à la France
Eigentlich sind die Engländer die Meister des subtilen Humors, und man kann sich kaum vorstellen, dass es andere genauso gut oder gar besser machen könnten. Aber da hat man die Rechnung ohne den Wirt, sprich die sozialistische Regierung der Stadt Paris gemacht.
Die muss nämlich jetzt wegen Verletzung der gesetzlich verankerten Quotenregelung für Neueinstellungen 90.000 Euro Strafe zahlen, hat sie doch überproportional viele Frauen in Führungspositionen eingesetzt.
Laut dem nationalen Paritäts-Gesetz aus dem Hause des Ministeriums für Wandel und öffentlichen Dienst darf ein Geschlecht bei der Besetzung von Managementpositionen nicht mit mehr als 10 Prozent überrepräsentiert sein. 2018 verletzte die Ville de Paris diese Regelungen, indem man solche Positionen zu 69 Prozent mit Frauen besetzt hatte.
Die sozialistische Bürgermeisterin von Paris Anne Hidalgo wehrte sich mit beißendem Spott: „Ich freue mich bekanntzugeben, dass wir eine Strafzahlung leisten müssen“. Anschließend erklärt sie im ernsteren Ton, selbige Strafe sei „absurd, unfair, unverantwortlich und gefährlich“. Dass das Paritätsgesetz auch von ihrer Partei unterstützt worden war, gefällt der Bürgermeisterin gar nicht, zumal das Prinzip der Geschlechterparität zu ihrem Nachteil resp. dem der Stadt Paris ausgelegt wird. Die angebliche institutionelle Benachteiligung von Frauen wird nun durch eine institutionelle Benachteiligung von Männern bekämpft – eine solche absurde Logik versteht wahrscheinlich nur ein fortgeschrittener Vorkämpfer für Gleichberechtigung (m/w/d).
Was jetzt folgt, ist Polit-Kasperletheater vom Feinsten. Erst erklärt Hidalgo, sie wolle die Summe der Strafzahlung in einer feministischen Prozession mit allen Frauen, die für sie arbeiten, in Empfang nehmen. Dann bekam sie überraschenderweise Unterstützung von der zuständigen Ministerin aus der Macron-Partei. Auf Twitter nennt Amélie de Montchalin die Regelung „absurd“ und kriecht zu Kreuze: Die Sache der Frauen sei ihr sehr wichtig, die Paritätsregel habe man inzwischen längst geändert und die gezahlte Strafe solle verwendet werden, um Frauen im Öffentlichen Dienst zu fördern. Wie sie sich das wohl vorstellt!?
Und wie sieht es bei der Stadt Potsdam aus? Die meisten Bediensteten auf den unkündbaren und gut dotierten Jobs der Stadt-Verwaltung sind weiblichen Geschlechts. In den obersten Etagen der Hierarchie hält man noch die Gleichheit ein, da gibt es zwei weibliche und zwei männliche Beigeordnete. In der nächsten Ebene bröckelt schon die Gleichheit, und in der mittleren Führungsebene sind die weiblichen Chefs wie in Paris deutlich überrepräsentiert. Gut, dass wir kein Gesetz wie in Frankreich haben!
Und wenn man genauer hinschaut, denn stellt man fest, dass auch das französische Gesetz gut gedacht, aber schlecht gemacht ist. Diese absolute Pflicht zur Gleichbehandlung ist schlichtweg Unsinn: Wenn 90 Prozent der Kindergärtner oder der Lehrer weiblichen Geschlechts sind, dann ist es doch selbstverständlich, dass auch 90 Prozent der Leiter dieser Einrichtungen dem weiblichen Geschlecht angehören! Und wenn 80 Prozent der Soldaten männlichen Geschlechts sind, dann dürfen auch 80 Prozent der Offiziere Männer sein.
Was lehrt uns diese Posse: Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung ja, aber die Gleichmacherei um jeden Preis treibt seltsame Blüten!