18. 8. 2020 Mohrenkopf und Zigeunerschnitzel

2014 hat der Fernsehmoderator Peter Hahne sein Buch „Rettet das Zigeunerschnitzel“ veröffentlicht.

Er protestierte damit auf seine Weise gegen Political Corectness, mit der die Gutmenschen u. a. alles verdammten, was auch nur im Geringsten als rassistisch angesehen werden könnte. Ob es wirklich rassistisch ist, spielte dabei keine Rolle; es genügt, wenn sich einer daran stößt. Und das muss nicht einmal ein Mitglied der betroffenen Gruppe, also ein Zigeuner oder Neger oder ähnlich sein, es genügt, wenn sich ein Gutmensch daran stört.  Der findet schnell die Unterstützung der Presse, die immer gierig auf derlei Diskussionen ist, kann man doch damit tagelang die Zeilen füllen.

Auch die deutsche Wirtschaft hat in diesen Corona-Zeiten mit Umsatzeinbrüchen, Export-Rückgängen und Krankenständen bei den Mitarbeitern kein anderes Problem, als schnell genug auf diesen Anti-Rassismus-Zug zu springen. Denn wer zu spät kommt, den bestraft (angeblich) der Kunde. Also weg mit den Negerküssen, der Mohrenstraße, weg mit Onkel Toms Hütte und weg mit allen Menschen, die den Nachnamen „Mohr“ tragen!

Aus Angst, öffentlich an den Pranger gestellt zu werden, haben längst Restaurants oder Fertiggericht-Hersteller das Zigeunerschnitzel von der Speisekarte genommen.

Auch die Heilbronner Traditionsfirma Knorr, die inzwischen zum Unilever-Konzern gehört, hat angekündigt, ihre legendäre Zigeunersauce umzubenennen. 2013 hat man dort dem  Umbenennungs-Wahn noch widerstanden. Damals warnte selbst der Zentralrat der Sinti und Roma vor einer „dogmatischen Sprachregelung“ und legte keinen Wert auf neue Namen. Es gäbe wichtigere Probleme.  Aber steter Tropfen höhlt den Stein. Nun ist es soweit, denn die Gutmenschen brauchen ein Thema. Doch auch jetzt kommentiert der Vorsitzende Romani Rose, dass „Zigeunerschnitzel und Zigeunersauce nicht von oberster Dringlichkeit“ sei.

Insofern ist das Hahne-Buch wieder tagesaktuell: 2014 hat der Stern dem Hahne-Buch eine Titelgeschichte gewidmet und eine bekennende Romni aus dem EU-Parlament befragt. Die völlig unerwartete Antwort der Menschenrechtsaktivistin war eine Überraschung: „Behaltet doch euer Zigeunerschnitzel!“. Die Ungarin Livia Jaroka zum Stern: „Die Debatte in Deutschland ist verrückt, die Bezeichnung unproblematisch.“

Und jetzt muss ausgerechnet ihr Heimatland herhalten, um der würzigen Knorr-Sauce einen Namen ohne rassistischen Beigeschmack zu geben: „Paprikasauce auf ungarischer Art“ soll sie nun heißen und Kaufinteresse wecken.

Noch flotter als Knorr handelte der Mars-Konzern. Der beliebte Uncle Ben‘s Reis bekommt per sofort einen neuen Namen, „weil er an das Trauma der Sklaverei erinnert.“ Auch ganz fix war das „Drei-Mohren-Hotel“ in Augsburg. Jetzt heißt es „Maximilian‘s“. Bleibt zu hoffen, dass der Herr Maximilian kein Rassist oder Antisemit war wie jener Herr Glinka, nach dem man den Berliner den U-Bahnhof Mohrenstraße umbenennen wollte.

Wann schreien eigentlich die Hamburger, Berliner, Wiener, Leipziger, Frankfurter, Amerikaner usw. auf, nach denen Speisen benannt worden sind? Oder die Bürger von Kassel, die es sogar geräuchert gibt ?