31. 7. 202 Unhaltbare Zustände bei der Potsdamer Kfz.-Zulassungsstelle
Die Potsdamer Autohändler (Schautberger, Ehrl u. a. ) beklagen lange Wartezeiten für einen Termin in der Potsdamer Kfz.-Zulassungsstelle. Damit haben sie sich an die Presse, also an die Öffentlichkeit, gewandt, üben sich aber in deutlicher Zurückhaltung bei der Wortwahl, müssen sie doch auch in Zukunft mit dem Amt, dessen Vorgesetzten und Mitarbeitern zusammenarbeiten.
Wenn sich schon die Autohändler beklagen, darf man gar nicht erst fragen, wie es denn den Privatleuten geht, die ein Auto zulassen wollen. Die erst kürzlich öffentlich gewordene Auseinandersetzung mit einem genervten Bürger spricht Bände, ist sie doch in Faustschlägen ausgeartet.
Das alles, obwohl in den letzten Monaten Corona das öffentliche Leben deutlich beeinträchtigt hat und die Verkaufszahlen bei den Automobilhändlern erheblich zurückgegangen sind. Aber auch die Gebrauchtwagenhändler haben enorme Rückgänge hinnehmen müssen, so dass die abzuarbeitende „Bugwelle“, von der Stadtsprecher Brunzlow sprach, umso unverständlicher wird.
Was ist also wirklich die Ursache? Wie viele Planstellen gibt es dort tatsächlich – angeblich seien sie auf 26 angehoben worden, und die seien zum 1. 7. 2020 lt. MAZ nach Rückfrage bei der Stadt komplett besetzt. Man sei aber noch nicht voll arbeitsfähig, da die Mitarbeiter erst eingearbeitet werden müssten. Welche Geheimnisse dabei erst tage- oder wochenlang den städtischen Angestellten gelehrt werden müssen, erschließt sich dem unbedarften Zuschauer nicht unbedingt.
Deutlich problematischer dürfte der Krankenstand in diesem Bereich sein. Er sei mit 27,6 Tagen Ausfall jedes Mitarbeiters im ersten Halbjahr 2020 enorm hoch. Denn damit liegt er ungefähr in der Höhe des ganzjährigen Ausfalls anderer Gruppen des öffentlichen Dienstes, und erst recht über dem Durchschnitt in der freien Wirtschaft.
Dafür gibt es zwei Gründe: Entweder man hat Dauerkranke in diesen Servicebereich „abgeschoben“ und damit die Lücken nicht wirklich gefüllt, oder die Mitarbeiter „feiern“ überdurchschnittlich krank. Letzteres ist typisch für Ämter, in denen das Betriebsklima nicht stimmt.
In beiden Fällen tragen die Vorgesetzten die Verantwortung. Wer der Chef/die Chefin des Servicebereichs 3223 ist, geht aus dem Organigramm der Stadtverwaltung nicht hervor. Der vorgesetzte Bereich 322 wird von einer Person „in Vertretung“ geführt, dem wiederum übergeordneten Bereich 32 steht Frau Kluge seit vielen Jahren vor, und die Verantwortung trägt im Geschäftsbereich 3 die recht neue Beigeordnete Brigitte Meier.
Wer auch immer hier in seiner Vorgesetzteneigenschaft suboptimal gearbeitet hat, sei dahingestellt. Die Gesamtverantwortung trägt der Oberbürgermeister - hat er die Alarmglocken nicht läuten gehört? Und der Personalrat? Ist er seiner Aufgaben gerecht geworden und hat die Probleme an die vorgesetzten Stellen herangetragen?
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Es bestätigt sich der alte Spruch aus der Führungslehre: Der Fisch fängt am Kopf an zu stinken.