14. 6. 2020 Gegen Rassismus fallen Statuen
Damit es noch einmal klar ist: Die Behandlung von George Floyd durch die lokale Polizei in Minneapolis war brutal und empörend und offensichtlich wohl nicht untypisch für das, was in den USA täglich geschieht. Die unterbezahlte und schlecht ausgebildete Polizei, die sich in einer extrem gewalttätigen Gesellschaft, in der so viele bewaffnet sind, oft auch unmittelbar bedroht sieht, geht vielfach mit extremer Härte vor. Die Vorurteile gegen Afroamerikaner verschärfen diese Haltung sicherlich noch, obwohl hier natürlich auch die deutlich höhere Kriminalitätsrate bei afroamerikanischen Männern (mehr als 50 Prozent aller Straftaten in den USA) eine Rolle spielt. Aber das Verhalten der maßgeblichen Polizisten in Minneapolis war unentschuldbar und muss strafrechtlich geahndet werden!
Aber warum deshalb Statuen berühmter Menschen geschleift und ins Hafenbecken gestürzt werden, bleibt trotzdem ein Rätsel. Und wenn in den USA die Statue von Kolumbus fällt, in Großbritannien die von Churchill verhüllt wird oder in Belgien die von König Leopold (zu Recht) ins Zwielicht geraten ist, dürfen wir in Deutschland nicht hintanstehen. Auch bei uns gibt es viele Denkmäler, die den Virus des Rassismus in unsere Herzen und Hirne tragen. Fangen wir mit Kirchenfürsten der katholischen Kirche und Martin Luther an und gehen über Goethe und Schiller sowie Richard Wagner und andere Opern-Komponisten, bei denen der Mensch natürlich weiß war und erst beim Adel anfing, weiter. Lassen wir unsere Nobelpreisträger wie Röntgen (der mit den gleichnamigen Strahlen) oder Fleming, den Entdecker des Penicillins, beiseite und kommen wir zu unseren aktuellen Dichtern, Denkern und Politikern wie Böll oder Wallraff. Vor der reinen Lehre des Anti-Rassismus hätten sicher nur wenige Bestand. Zumal viele unserer Altvorderen sogar mit dem Rassenwahn der Nazis geliebäugelt haben.
Wer nun nicht mehr Statuen-würdig ist, bestimmen aber nicht Historiker oder andere, der Wahrheit verpflichtete Wissenschaftler, das bestimmen die selbsternennten Anti-Rassisten. – Oder soll man sagen: der Pöbel auf der Straße.
Hoffen wir nur, dass dieselben Leute, die heute Denkmäler stürzen, nicht morgen wieder Bücher verbrennen!
Aber eine Spezies unserer Gesellschaft ist relativ unbescholten, sieht man von Leni Riefenstahl, der Hof-Berichterstatterin und Filmemacherin Adolf Hitlers, ab, nämlich die Frauen. Naja, auch Katharina die Große war nicht gerade ein Unschuldslamm, aber das war im zaristischen Russland – und das ist weit weg und lange her!
Deshalb: Frauen auf die Denkmal-Sockel! Nicht nur griechische und römische Göttinnen, die man, da meist nackt, auch sexistisch interpretieren könnte! Unsere neue Denkmalkultur sollte weiblicher werden, sind wir doch da auch der Unterstützung der Gender-Gerechten sicher! Pflegen wir die reine, wahre und schöne Erinnerung an wirklich große Frauen, statt an böse alte, weiße Männer.
Stellen wir die Guten auf die Sockel. Statuen der Kanzlerin oder anderer Frauen aus der ersten Reihe der aktuellen Politik wie Sahra Wagenknecht oder Saskia Esken werden doch wohl noch zu finden sein!