2. 5. 2020 75. Jahrestag des Kriegsendes in Deutschland

Am 2. Mai 1945 wurde Berlin von der Roten Armee eingenommen, am 8. Mai 1945 kapitulierte die Deutsche Wehrmacht, und der II. Weltkrieg war für Deutschland zu Ende. Übrigens nicht in Japan, deren Einwohner von Hiroshima und Nagasaki kurz darauf den ersten Atombomben ausgesetzt waren.

Die einen feiern den 8. Mai als „Tag der Befreiung“[1], die anderen als „Kriegsende“, und einige ewig-gestrige Spinnerte trauern Nazi-Deutschland immer noch nach.

Dabei kann man das, was in den 12 Jahren der Nazi-Herrschaft in Deutschland passiert ist, kaum mit Worten beschreiben. 
Die ersten KZ entstanden bereits 1933 kurz nach der Machtergreifung Hitlers und dem Verbot anderer Parteien, übrigens auch der DNVP, die zusammen mit der NSDAP Hitler die Mehrheit im Parlament verschafft hatte. Zwar ging es wirtschaftlich und sozial nach der Inflation und der Massenarbeitslosigkeit der 20er Jahre mit Deutschland wieder bergauf, aber die Vorboten der zentralistischen Führerdiktatur waren unübersehbar, und mit dem Tode Hindenburgs 1934 sowie der Ausschaltung interner Gegner mit dem Röhm-Putsch war die Umwandlung von der Demokratie zur Diktatur abgeschlossen.

Was dann kam, kann man eigentlich durch nichts mehr entschuldigen. Es ist eine Schande für das Volk der Dichter und Denker, was mit Andersdenkenden, Juden, Homosexuellen, Sinti und Roma und anderen Missliebigen wie den Behinderten passierte. Und das deutsche Volk sah weg oder wollte es  nicht wahrhaben – jedenfalls können die wenigsten sagen, sie hätten es nicht gewusst.

Aber es ist durchaus nachzuvollziehen, wenn heute, 75 Jahre nach Kriegsende, die Mehrheit der Deutschen (53 Prozent) einen Schlussstrich unter die damalige Zeit gezogen haben möchte. Man kann doch nicht immer nur mit gesenktem Haupt durch die Welt gehen, sagen sie, zumal auch in andern Staaten in allen Jahrhunderten – Gott sei´s geklagt - Furchtbares den Menschen angetan wurde. Man denke nur an die Juden-Pogrome in katholischen Ländern des Mittelalters (Luther war übrigens auch nicht viel besser), und das vorangegangene Jahrhundert war mit dem Völkermord der Türken an den Armeniern, der Stalin-Zeit, dem Polpot-Regime  in Kambodscha, dem Bürgerkrieg in Nordirland oder dem im auseinanderfallenden Jugoslawien wahrlich kein Ruhmesblatt in der Menschheitsgeschichte.

Und ob es im neuen Jahrhundert besser wird, sei dahingestellt, ging es doch schon wieder mit der Verfolgung der Kurden durch die Türken los, vom Krieg in Syrien ganz abgesehen.

Und wir Deutschen? Unsere Generation könnte sich behaglich zurücklehnen, ist sie doch nicht verantwortlich für die Untaten der Nazis. Aber wir sind verantwortlich dafür, dass so etwas in Deutschland nie wieder passiert.



[1] Diese Formulierung wurde vor allem in der DDR verwendet, war man doch mit der Sowjetunion in treuer Bruderschaft verbunden. Was allerdings den späteren Bundespräsidenten von  Weizsäcker dazu gebracht hat, diese Formulierung aufzugreifen, hat sich doch 1945 niemand in Deutschland als „befreit“ gefühlt, bleibt im Dunkeln, sieht man davon ab, dass er sich anbiedern wollte.